Als Band gibt es eigentlich nur zwei Wege: Entweder man wählt die (sichere) AC/DC-Variante und veröffentlicht das gleiche Album immer und immer wieder, oder man entwickelt sich konsequent weiter und riskiert so, dass man bisherige Fans verschreckt. Letzteres tun TRIBULATION.
Als reine Death-Metal-Kapelle gestartet, ließ man schon auf dem zweiten Werk „The Formulas Of Death“ sphärische Elemente mit einfließen und brach das Todesblei-Konzept. Mit ihrem Drittling brechen die Schweden nun komplett mit ihrem Fundament, einzig der krächzige Gesang überdauert. Musikalisch verliert man sich in den frühen Neunzigern und nähert sich an manchen Stellen („Holy Libations“) den frühen TIAMAT. Der britische Einfluss, der sich seit jeher durch die Gitarrenarbeit des Quartetts zieht, ist dabei jedoch auch nicht gänzlich verschwunden („The Motherhood Of God“). So verbleibt trotz der Annäherung an TIAMAT, PARADISE LOST oder MOONSPELL immer eine Zutat, die so noch nicht in dieser Spielart Verwendung fand.
Was „The Children Of The Night“ am Ende eine Top-Bewertung kostet, ist die Länge des Albums. Fast eine Stunde zelebrieren TRIBULATION die Dunkelheit, irgendwann sieht man vor lauter Düsternis die Hand vor den Augen nicht mehr. Auch wenn gerade der letzte Song „Music From The Other“ ein Highlight darstellt, ein bisschen Abwechslung zwischendurch (vielleicht auch ein klassischer Death-Metal-Track) hätte der Platte durchaus gut getan.
So bleibt ein sehr interessantes Album, welches TRIBULATION in die Position befördert, die IN SOLITUDE mit ihrem letzten (im wahrsten Sinne des Wortes) Werks „Sister“ eingenommen hatten. Meisterten IN SOLITUDE jedoch ihren Stil, befinden sich TRIBULATION noch auf dem Werk zur Perfektion. Die künstlerische Vision ist klar erkennbar, an einigen Passagen könnte man jedoch noch schrauben, einige Strukturen straffen.