Plattenkritik

Turbostaat - Das Island Manöver

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Release Date: 09.04.2010
Datum Review: 14.04.2010

Turbostaat - Das Island Manöver

 

 

Ironisch, dass TURBOSTAAT ihr viertes Album mit den Worten „Angekommen“ beginnen. Denn wieviel so ein Wörtchen ausmacht, das realisiert man doch erst, wenn man das Werk, in diesem Fall also „Das Island Manöver“, im Ganzen betrachtet. Angekommen sind TURBOSTAAT mit ihrem Album auf jeden Fall. Sie scheinen den Spirit ihrer beiden Überalben „Flamingo“ und „Schwan“ vermischt zu haben mit der Eingängigkeit von „Vormann Leiss“, dem Majordebüt, um daraus einen düsteren Punk-Brocken gebastelt zu haben. Besser geht es eigentlich nicht.

Aber kommen wir mal zurück zu diesem „Angekommen“. TURBOSTAAT wären nicht TURBOSTAAT, wenn sie ihre Texte nicht mal wieder in völliger kryptischer Abgeschiedenheit platziert hätten und durch jenes Gestrüpp nicht eines überdeutlich durchleuchten würden: Fernweh und das weg hier! Es leuchtet in jedem Song hindurch und gleichzeitig bekommt man die perfekte Hymne dazu geliefert. TURBOSTAAT sind, das beweisen sie hier überdeutlich, die wohl beste Adresse derzeit in Sachen deutscher Punkrock. Das kommt schon beim heftigen Opener durch, vor allem aber beim großartigen „Bossbax“. Zwischen heftig und druckvoll liegt bei TURBOSTAAT seit neuestem aber auch noch eine Menge mehr. Da wäre die Neue Deutsche Welle („Fünfwürstchengriff“) und auch der ungewöhnlich bedrohliche Duktus, der sich eigentlich durch alle Songs zieht. „Pennen Bei Glufke“ oder „Urlaub Auf Fuhferden“ sind kleine fiese Depri-Songs, die sich alle Mühe geben, den Hörer nicht in zuviel Frohsinn verweilen zu lassen, was letztendlich dieser düsteren Aura dieser Platte zu danken ist. „Wenn der Sommer kommt, erwürg mich im Maisfeld“ unterlegt mit diesem zierlichen Chor und der tristen Gitarrenlandschaft – wer war noch gleich EA80? „Pennen Bei Glufke“ ist dann der obligatorische Hit, der aber gleichzeitig auch das Highlight auf dieser Platte, vll. sogar in der TURBOSTAAT Discografie, ist. Der Chor, der Text, der Song. Unfassbar. Und dann, so als schöner Ober-Widerspruch, gesellt sich das schwer verdauliche und unzugängliche „Oz Antep“ zum Kontrastprogramm. Schweden wird im ersten Song mit einem „Angekommen“ besungen, hier gibt es Afrika und ein „Da weiß ich wo ich bin.“ Von wegen angekommen.

Tracklist:

1. Kussmaul
2. Surt & Tyrann
3. Fraukes Ende
4. Pennen Bei Glufke
5. Ufos im Moor
6. Das Island Manöver
7. Urlaub Auf Fuhferden
8. Fünfwürstchengriff
9. Strandgut
10. Täufers Modell
11. Bossbax
12. Oz Antep

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Raphael

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