Plattenkritik

ULCERATE - Stare Into Death And Be Still

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Info

Release Date: 24.04.2020
Datum Review: 05.05.2020
Format: CD Digital

Tracklist

 

1. The Lifeless Advance
2. Exhale the Ash
3. Stare Into Death and Be Still
4. There is No Horizon
5. Inversion
6. Visceral Ends
7. Drawn Into the Next Void
8. Dissolved Orders

Band Mitglieder

 

Paul Kelland − vocals, bass guitar
Michael Hoggard − guitars
Jamie Saint Merat − drums

ULCERATE - Stare Into Death And Be Still

 

 

ULCERATE waren für mich bis dato nur flüchtige Bekannte, zu dissonant und sperrig war mir der Death Metal der Neuseeländer und zu nah am gefürchteten Zusatzattribut "technical". Dieser Umstand soll sich nun mit "Stare Into Death And Be Still" schlagartig ändern. Nicht nur wird die Band selbst ungern in die Technical-Death-Metal-Schublade gesteckt, welche heute ja weniger für Wegbereiter wie DEATH oder GORGUTS steht, sondern viel eher für Frickelfanatiker, die bei all ihrer vertrackten Spielkunst nicht in der Lage sind, nachvollziehbare Songs zu schreiben; das neue Album der Neuseeländer ist außerdem ungleich zugänglicher als die bisherigen Werke.

 

Zugänglicher ist in diesem Fall allerdings keineswegs gleichbedeutend mit leicht verdaulich oder gar massentauglich. Es handelt sich hier bestimmt nicht um ein fröhliches Sommeralbum, "Stare Into Death And Be Still" ist ein verdammt finsterer Brocken. Statt aber mit dem übermäßigen Einsatz dissonanter Riffs und allzu verschachtelter Songstrukturen für Kopfschmerzen zu sorgen, gehen die Neuseeländer diesmal einen direkteren Weg. Dabei verfällt die Band keineswegs in primitives Gekloppe, vielmehr hat man den Wert gezielter Melodieeinsätze in einem tosenden Meer aus sich haushoch auftürmenden Riffwänden verinnerlicht. Entsprechend bewegt man sich vornehmlich im erhabenen Midtempo, das Gaspedal wird nur selten durchgetreten, beim Opener "The Lifeless Advance" ist der Name allerdings Programm. Meistens sitzt man als Hörer aber gebannt vor der Anlage und lässt sich von finsteren Melodien fesseln, bevor die nächste Welle über einen hereinbricht und mit in den Abgrund reißt. Man höre sich einfach mal "Exhale The Ash", den Titeltrack oder das absolut fantastische "Drawn Into The Next Void" an, bei dem der Titel ebenfalls passender nicht sein könnte.

 

ULCERATE gelingt auf "Stare Into Death And Be Still" etwas, was sie zumindest bei mir zuvor nicht geschafft hatten und was ohnehin nur sehr wenigen Alben im Extrem-Metal-Sektor in diesem Ausmaß gelingt. Sie schaffen einen emotionalen Zugang und packen einen direkt bei der Seele, natürlich nur um diese daraufhin gnadenlos zu zerreißen. Das soll jetzt nicht heißen, dass man sich in skandinavischen Wäldern verlaufen hat und den Spuren von Trauerweiden wie SENTENCED oder KATATONIA folgt, vielmehr geben sich hier ein desolates Gefühl der Hoffnungslosigkeit und die Gänsehaut verursachende Erhabenheit eines tosenden Abgrundes die Klinke in die Hand. So befindet sich das Album in einem steten Fluss, es zieht in seinen Bann und reißt einen dann mit in die Tiefe.

 

Den Neuseeländern ist hier eine mitreißende Symbiose aus düsterer Atmosphäre und niederwalzender Power geglückt, die so zuletzt eigentlich nur SULPHUR AEON ähnlich gut hingekriegt haben, wenn man denn unbedingt Referenzen braucht. ULCERATE jedenfalls haben mit "Stare Into Death And Be Still" den bisherigen Höhepunkt ihres musikalischen Schaffens erreicht und sich außerdem jetzt schon einen sicheren Platz in der Liste der diesjährigen Metal-Highlights verdient.

 

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.