Harter Alltag als Arbeitnehmer in der Musikindustrie? Dann bitte einmal stempeln für die vollblütige und -jährige Karriere von Ishay Berger, Jonathan Harpak, Guy Carmel und Sänger Yotam Ben Horin. Weit über die Grenzen Israels hinaus, erober(te)n diese Recken auch den Rest der Welt – inklusive China oder Sibirien (absolvierte Tourstops der Herren). Worauf auch immer die Krankheitsanzeichen dieser sonnengeschwängerten Enthusiasten stehen mögen - der neueste Gaul im Fat Wreck-Stall liefert eine homöopathische Kur, die mehr zu bieten hat, als die Salattheke des erstplatzierten Falafel-Dealers.
Überstürzt widmete sich Horin bei der Preproduktion von „Symptoms“ praktisch bloß dem Backcatalogue von HÜSKER DÜ – und hätte seiner Band USELESS ID als Ergebnis keine bessere Kost auftischen können. „Live Or Die“ eröffnet mächtig und zugleich bedacht, „Before It Kills“ brettert mit unbändiger DESCENDENTS-Energie und einem Melodiespektrum wie direkt aus dem Strandleben Kaliforniens geschnitten vorbei. Das bereits achte Album der Band aus Haifa (mittlerweile Tel Aviv) schmückt nach „The Lost Broken Bones“ weiter die hyperaktive Frontrow-Seite mit hellwachen Ohrfeigen aus dem ATARIS-Tagebuch („Manic Depression“), glatten Hooklinekolossen („Sleeping With Knives“) oder auch nachdenklicheren Druckperlen wie „Obsessive Compulsive Disorder“. „Symptoms“ lässt praktisch keinen Raum, um sich zu beschweren: „New Misery“ klebt mit Jahrhundertchorus im Trommelfell wie die Kichererbsenbreireste in der kalten Friteuse, „Erratic“ ist eine Midtemporakete in Übergröße und mit „Somewhere“ klingen die sechsunddreißig Minuten letztlich verhalten und zugleich wunderbar angefüllt aus.
Das Dreamteam aus dem Blasting Room (Jason Livermore, Bill Stevenson) liefert obendrauf noch eine lupenreine und handfeste Produktion, die zugleich in den überhitzten Club als auch in die klimatisierte Arena passt – fertig ist der putzmuntere Melody-Core-Traum, der weder USA noch Schweden noch England sein zu Hause nennen mag. USELESS ID dürfen sich neben Tourerfolgen en masse und bodenständiger Präsenz bis der Arzt kommt ein weiteres Mal mit erhobenem Haupt auf die eigene Schulter klopfen: „Symptoms“ bohrt sich vollkommen in Ohr und Herz, so dass a) das Releasedatum nicht besser gewählt sein könnte und b) Harpak, Berger, Horin und Carmel bereits im noch jungen Jahr dicke und nachhaltige Abdrücke in die langsam tauende Schneedecke stapfen.
Trackliste:
01. Live Or Die
02. Before It Kills
03. Normal With You
04. Erratic
05. Manic Depression
06. Sleeping With Knives
07. Symptoms
08. Obsessive Compulsive Disorder
09. New Misery
10. Waiting For An Accident
11. Fear In The Mirror
12. Somewhere