Nach einem kurzen Ausflug in die Alternative Charts der späten 90er melden sich VANNA nun auch wieder mit eigenem Material zurück. Das neue Album hört auf den Namen "All Hell" und zeigt die (Post-)Hardcoreler aus Boston in Topform. Schon der Opener "Paranoia Euphoria" gibt die Marschrichtung für die folgenden knapp 40 Minuten klar vor. Auf eine kurze, etwas hektische Einleitung folgt satter Groove; Fronter Davey Muise spuckt Gift und Galle, während die von Gitarrist Joel Pastuszak gesungenen, melodisch unterlegten Cleanpassagen immer wieder zur Auflockerung des Gesamtbildes beitragen. Auf Dauer wäre Muises ätzendes Geschrei wahrscheinlich auch etwas anstrengend, durch das Wechselspiel aus wütenden Screams und hymnischen Refrains sowie durch das Aufeinandertreffen von Aggression und Melodie ist aber stets für Abwechslung gesorgt. Von genau diesem Wechselspiel lebt der Großteil der Songs auf "All Hell", es kommt kaum Langeweile auf.
VANNA machen sowohl bei straighten Hardcore-Krachern wie "Circle The Flame" und Aggrobolzen der Marke "Pretty Grim" oder "Reaping A Whirlwind", als auch bei insgesamt etwas gezügelteren Hymnen wie "Flowers", "Wounded Young" und "Candle Limbs" einge gute Figur. Dabei gewinnt selten eines der beiden Gesichter der Band deutlich die Überhand, so dass stets eine gewisse Balance herrscht. Sucht man den Vergleich, so könnte man VANNA auf ihrem neuen Album als eine etwas weniger hyperaktive Version von EVERY TIME I DIE bezeichnen, die in ihren melodische Passagen auf die späten Ausläufer des New Metals à la DROWNING POOL trifft. Vorwerfen kann man den Jungs eigentlich nur, dass sie sich etwas zu sehr auf dieses Strickmuster verlassen, selten vom anfangs eingeschlagenen Pfad abweichen und nie so richtig die Wildsau von der Leine lassen. Insgesamt ist "All Hell" allerdings ein wunderbar frisches, unprätentiöses Post-Hardcore-Scheibchen geworden, das VANNA problemlos eine Nische zwischen den bekannteren Vertretern des Genres freiräumt.