Viele Bands kommen ja bekanntlich nach ein paar Jahren im Dienst und einigen Alben im Register auf die zugegebenermaßen nicht besonders neuartige Idee, doch mal eine Ansammlung ihrer persönlichen Lieblingslieder durch den Reißwolf zu drehen. Das haben in der Vergangenheit bereits solch illustre Kapellen wie HATEBREED, CALLEJON, STONE SOUR oder auch METALLICA getan und nach fünf Alben schicken sich auch die Bostoner Post-Hardcoreler von VANNA an, eine solche Compilation in Form einer 5-Track-EP unters Volk zu werfen.
Coverversionen sind natürlich immer so eine Sache; im besten Fall treten beim betroffenen Song ganz neue Facetten zu Tage und der Künstler schafft es auf kreative Art und Weise, dem Stück seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Im schlimmsten Fall wird ein ursprünglich wunderbarer Song grausam verhunzt. Auf die Neuinterpretationen von VANNA trifft beides nicht so richtig zu, aber dazu später mehr.
Zumindest können die Jungs bei mir allein durch die Songauswahl schonmal mit gehörigem Nostalgiefaktor punkten. Als Kind der 90er sind es tatsächlich genau die hier vorliegenden Stücke, die mich seinerzeit erstmals mit den jeweiligen Originalinterpreten in Berührung gebracht und mich so langsam aber sicher in härtere Gefilde geführt haben. Die musikalische Sozialisation von VANNA scheint somit in ähnlichen Bahnen verlaufen zu sein wie meine eigene, das Interesse ist also geweckt.
Los geht es mit MARILYN MANSONS "Beautiful People", und leider offenbart sich hier auch direkt die Krux der vorliegenden EP. Zwar ist die Neueinspielung nicht wirklich schlecht, allerdings geht ihr jegliche Eigenständigkeit ab. VANNA haben das Stück einfach etwas härter nachgespielt, ohne dabei auch nur zu versuchen, eigene Akzente einfließen zu lassen. Kenner des Originals werden hier nichts Neues entdecken, vielmehr geht dem Song die leicht morbide Atmosphäre des Ursprungsmaterials verloren.
Ähnliches gilt für das folgende "Self-Esteem" von THE OFFSPRING, sowie für "Got The Life" von KORN und das abschließende "Fuel" von METALLICA. Zudem mag man darüber streiten, warum sich VANNA ausgerechnet einen Track aus der unseeligen "Load"/"Reload"-Phase der ehemaligen Thrashlegende vorgenommen haben. Das dürfte vermutlich dem Konzept der EP geschuldet sein, Stücke aus den mittleren und späten Neunzigern zu covern. Weil VANNA dem Original aber eben kein Alleinstellungsmerkmal hinzufügen können, bleibt die Auswahl fragwürdig.
Einzig "Zero" weiß mit einem deutlich höheren Aggressionslevel als in der Ursprungsversion der SMASHING PUMPKINS zu überzeugen; allerdings konnte ich dem weinerlichen Organ von Glatzkopf Billy Corgan ohnehin nie viel abgewinnen, weshalb ich die Coverversion eindeutig vorziehe.
Insgesamt hinterlässt die EP einen recht durchwachsenen Eindruck. Zwar schaffen auch VANNA es nicht, die vorwiegend großartigen Originale in schlechte Songs zu verwandeln, etwas mehr Mut zur Eigenständigkeit wäre aber sehr wünschenswert gewesen. So ist das Teil wohl ausdrücklich als Verneigung vor den alten Helden zu verstehen, Experimente will man mit deren hochgeschätztem Liedgut offenbar nicht wagen. Wenn man außerdem nicht wüsste, dass die Bostoner eigentlich eine Mischung aus Post-Hardcore und Metalcore spielen, dann gäbe es auf "Alt" tatsächlich keinen Anhaltspunkt dafür. Einen kleinen Nostalgiebonus bekommen die Jungs zwar von mir, allerdings liefert die vorliegende Zusammenstellung auch keinen nennenswerten Grund, nicht einfach mal wieder die alten Scheiben rauszukramen, es sei denn man möchte die Hits der Jugend unbedingt in etwas härterem Gewand hören.