Anstelle von Knochenmark finden sich in den Gliedmassen von Daniel Johansson und Andreas Flygare eher Kugellager und Bauplaene fuer Minirampen. Verdammt gefaehrlich wird es, wenn man die schwedischen Skatepunkpiraten einige Zeit unbeaufsichtigt im Proberaum ein- und ausgehen laesst. "Last Call For Adderall" laesst sich auch mit "Adrenalinfrischzellenkur" uebersetzen.
VENEREA heisst das ungestueme Baby von Gruendungsmitglied Johansson und Frontmann Flygare. Heute wie vor fuenfundzwanzig Jahren. 5 + 20. Dass ein Hackenporsche mit der Inbrunst einer Maschinenpistole nach allen Hoehen und Tiefen innerhalb dieser Zeitspanne ueberhaupt moeglich ist - dem skandinavischen Vierer jedenfalls ist 2016 nicht einmal eine Form der Anstrengung anzuhoeren. "Not My Country" oder das messerscharfe "The Final Wall" sind ein rasanter und hyperaktiver Angriff auf den Circle-Pit-Apparat und zugleich die politische rote Karte der Gegenwart. Der Opener "Going Home" gibt die Reinform des schwedischen Punkrock-Erbes: Highspeed-Drumming und Hooklines im verschwitzten SATANIC SURFERS-Shirt und ein shreddendes Ensemble aus Gitarren, Choeren und Harmonien. Ein Refrain, der nicht mehr loslaesst und die Sonne direkt aus diesem schwarzen Loch namens "Fruehjahr" hievt. Keine Pause fuer Bewusstsein oder Engagement. Wer im Hause VENEREA mit "Rockdaddys" oder "Punkopas" rechnet, kann sich neu hinten anstellen. "Mark Of Cain" braet im Sud von STRIKE ANYWHERE oder ATLAS LOSING GRIP, sogar noch ein paar Schritte weiter hinaus wagt sich "The Beans & The Grinder". Hier bilden Riffs und Fingerzeig eine Einheit in Perfektion. The show must go on - sagen die Schweden. Und das tut sie auch. "Under Siege" oder "Vicious Circle" fuehlen sich so lebendig und frisch an wie IGNITE oder fruehe RANDY in ihren Hochphasen. "Last Call For Adderall" laesst der Liebe zur Reinform des melodischen Punkrocks in jeder Sekunde freien Lauf. "Times Are Hard" schraubt sich auch in den finalen Zuegen des achten VENEREA-Albums noch direkt ins Herz. "We're holding on through the bad times / Cause we know nothing in this world can beat us". Ein edler Tropfen Schluck sollte nach der mittlerweile in Malmö ansaessigen Band benannt werden. Vorab gibt's mit den vierzehn Songs auf "Last Call For Adderall" schon mal innen und aussen ordentlich was auf die Muetze.