VÖGEL DIE ERDE ESSEN. Das klingt schon komisch. Ist es auch.
Auch wenn der Bandname (nach genaueren Forschungen) doch nicht sooo sinn frei und komisch ist, wie zuerst angenommen und der Band von einem jordanischen Koranschüler, als
ein Zeichen des herannahenden Jüngsten Gerichts, ans Herz gelegt wurde, so komisch und ungreifbar bleibt die Musik, die die 3 Berliner auf „Besuch Von Innen“ aufzutischen versuchen. Wenn Gott in der Hölle zur Party lädt. So oder so ähnlich.Kreismusik - das ist das hauseigene Label des Ausnahmerappers KÄPT’N PENG, der nicht nur einzigartig mit Worten jongliert, sondern zusätzlich seine Beats auf ganz normalen Haushaltsgegenständen, wie Kochtöpfen, (von den TENTAKELN VON DELPHI) entstehen lässt. Alleinstellungsmerkmale genug, gleich für mehrere Künstler. Die haben auch VÖGEL DIE ERDE ESSEN, die aus dem gleichen musikalischen und geisteskranken Kosmos wie KÄPT’N PENG UND DIE TENTAKEL VON DELPHI entstammen.
0815 ist hier Fehlanzeige. Error. Nichts gefunden – suchen sie noch einmal. Wer zu Kreismusik greift, bekommt kranken, irrsinnigen Musikbrei, der sich nur schwer einem Genre zuordnen lässt. Hier wird sich überall bedient. Metal-Punk-Soul-Oper-Noise’n’HipHop. Wenn es das noch nicht gibt, sollten es sich die 3 Berliner schnellstens patentieren lassen, denn wie man so sehr zwischen den Stühlen sitzen bzw. hin und her springen kann wie VÖGEL DIE ERDE ESSEN ist atemberaubend.
Mal schnell, mal langsam. Mal laut, mal leise. Mal kurz, mal lang. Mal einprägsam, mal nicht fassbar.
Grob kann man das Ganze dann doch in den Post-Rock, Noise, Metal-Bereich stecken, um eine grobe Richtung zu haben. Und mit grob, meine ich grob. Genre Fetischisten sind hier fehl am Platz. Man muss schon aufgeschlossen sein, etwas wagen wollen und sich darauf einlassen, wenn man zu „Besuch Von Innen“ greift. Moritz Bossmann, Jan Preissler und Oli Friedrich verwirren, aber begeistern zu gleich. Die Stimme ist klar und immer gut verständlich, nicht geschrien, wie man es vielleicht erwartet hätte. Mal auf Deutsch und mal auf Englisch.
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Zwischen Apokalypse und Zirkus, Tourismus und Okkultismus, zwischen Todeskampf und Party“- wenn eine Band schon selbst SO ihr Musik beschreibt, sollte man wissen woran man ist. Was VÖGEL DIE ERDE produzieren ist von vorne bis hinten energiegeladen und steht komplett unter Strom. Durchweg. Keine Verschnaufpausen, keine Zeit zum Abschalten. Und das kann, nach einiger Zeit, durchaus anstrengend werden. Hier treffen hektische Gitarren, treibende Schlagzeugbeats und sanfte Vocals aufeinander.
„Nach einem Konzert von VÖGEL DIE ERDE ESSEN kam mal jemand aus dem Publikum zur Band und erzählte, er hätte gerade das Gefühl gehabt, einen brennenden Zug an sich vorbeifahren zu sehen.“
Auf „Besuch Von Innen“ regiert der Wahnsinn. Und je öfters und mehr du dich darauf einlässt, desto mehr regiert er dich.
Das Album braucht durchaus seine Zeit und wird seine Liebhaber und Hasser haben. Ganz oder gar nicht. Dazwischen gibt es nur heiße Luft. Trotzdem: Lassen wir die Erde noch ein wenig am Leben und lauschen dem apokalyptischen Klängen von VÖGEL DIE ERDE ESSEN, bis es wirklich so weit ist.