Manche Menschen haben einfach nicht den Schuss gehört. Seien wir ehrlich: Wer will 2010 noch irgendwas hören, bei dem man sich beim iTunes-Taggen zwischen „Crossover“ und „Nu Metal“ entscheiden muss? Mal abgesehen von den paar Größen von damals, die mit schwankender musikalischer Qualität heute noch Geld mit Hilfe ihres Namens machen und einen wieder ein bisschen jünger fühlen lassen lacht man doch diese paar Bands aus, die heute ernsthaft noch eine Platte veröffentlichen wollen, die klingt als wäre sie aus den 90ern.
Ein Negativbeispiel für diese Beobachtung und ein Positivbeispiel dafür dass sowas doch noch klappen kann liefern VENTANA, dessen Debüt aus dem Jahre 2008 jüngst auch meinen Briefkasten erreicht hat. Anders machen sie dabei nicht viel als ihre schwächlichen Kollegen (bis auf die Tatsache, dass sie auf Shows – wie wunderbar auf MySpace zu sehen – Gasmasken tragen), bestechen dafür aber durch einen durchaus geschmeidigen Querschnitt aus Größen wie DISTURBED, FAITH NO MORE oder MINISTRY. Letzteren verdanken sie wohl ihre etwas industrielle Note – und wenn nicht, dann klingen sie zumindest stark nach diesem gewissen maschinellen, was auch MINISTRY ausgemacht hat.
Ähnlich wie die meisten Vertreter von damals setzen auch VENTANA auf einen sehr direkten, simplen Sound, den sie dann nur mit dezenten Keys oder elektronischen Spielereien etwas pikanter machen. Dieser Direktheit stehen zwei durchaus gut funktionierende Sänger gegenüber – der eine mehr so Jamey Jasta, der andere eher David Draiman. Und das macht Spaß, weil es recht schnörkellos daher kommt, weil es in Sachen Songwriting den Nagel auf den Kopf trifft und durchaus um den ein oder anderen guten Song oder potenziellen Hit nicht verlegen ist. Dass alles ist zwar nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss, aber definitiv besser als vieles, was die letzten 10 Jahre unter diesem Banner Musik gemacht hat.