Völlig verrückt. Um den Horizont in der Vertikalen zu sehen, bedarf es sicher einiger Aufputschmittel. Um "Echoes From The Underground" am Stück zu überstehen, allerdings genauso.
Was ist eigentlich die Steigerung von käsigst? Jesus-Radio? VERTICAL HORIZON aus Washington DC reichen fürs Erste. Ihr Mainstreamrock ist so zahm wie ein totes Faultier und so platt wie Helge Schneiders Humor. Auf dem sechsten Album reichen glitschige Lyrics einer Produktion die Hand, bei der gefühlte zwölf Ohrenpaare nur dafür sorgten, dass die Band bloß nicht eine Sekunde lang überrascht oder aufmuckt.
"You Never Let Me Down" ist dementsprechend bis ins Tausendstel transparent und durchkalkuliert. Der Volksmund nennt das wohl "sterbenslangweilig" und trifft damit ins Schwarze. Die Gitarren bei "Evermore" sind ebenso perfekt austariert wie die filmreif vorhersehbare Spannungskurve. Nicht viel schleimfreier geht es mit dem Fahrstuhlentertainment bei "Song For Someone" weiter. Wo die Hausfrau Ü-50 aufgeregt zu schwitzen beginnt und das Feuerzeug aus der Hosentasche scheffelt, formatpoppt sich Sänger Matt Scannell vorbei an KEITH URBAN und SNOW PATROL und stolziert in Gedanken in den Sonnenuntergang der Lächerlichkeit. Die elf Songs schwimmen vorbei und druecken Melodien und Schemata stets unter die Oberflaeche.
Dank RUSH-Drummer Neil Peart reitet der Groove von "Instamatic" immerhin ansatzweise dynamischer als etwa das charakterlose "Frost" mit Plänkelstrophe und fragwürdigen Refrainzeilen ("All of the leaves are green on every forget-me-not / but all that we might have been is covered in frost).
Keine Frage - VERTICAL HORIZON bieten hier ein kanten- und staubfreies Popalbum, von dem der Loewenanteil keiner Fliege etwas zu Leide tun wuerde. Der feine Unterschied ist, dass man sich die Songs auf "Echoes From The Underground" eben nur schwer schönhören kann.
Trackliste:
01. "You Never Let Me Down"
02. "Broken Over You"
03. "Evermore"
04. "Song For Someone"
05. "Half-Light"
06. "Instamatic"
07. "Consolation"
08. "Lovestruck"
09. "Frost"
10. "I Free You"
11. "South For the Winter"