Plattenkritik

Vierkanttretlager - Penzion Kanonir

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Release Date: 25.06.2010
Datum Review: 19.07.2010

Vierkanttretlager - Penzion Kanonir

 

 

Schöne Musik kann doch so einfach sein. Während sich unzählige Bands sprichwörtlich den Arsch aufreißen, um den neuesten Scheiß zu kreieren, etwas ganz besonders zu schaffen und dabei reihenweise scheitern, gibt es Bands wie VIERKANTTRETLAGER, die sich von diesem Dogma abwenden und das Ganze von der anderen Seite aufziehen: Simpel gestaltete Songs, die an so mancher Stelle an TOCOTRONIC, TOMTE, ja, an die Hamburger Schule im Allgemeinen erinnern. Dabei bleibt man in seiner Einfachheit stets kritisch und anprangernd mit dem Leitmotiv: "Es ist schön, hier zu sein, in einer Welt, die man nicht mehr ändern kann.". Ein schmaler Grat zwischen Klischee und Ernsthaftigkeit, ohne die Grenze zum kitschigen Pathos zu überschreiten.

"Penzion Kanonir" ist eine solche EP, die mit einfach gestalteten und doch herzergreifenden Songs zu überzeugen weiß. Nichts wirkt aufgesetzt oder gar plakativ, sondern zu jeder Sekunde ehrlich und vor allen Dingen wahr. Ummantelt von einem sehr persönlichen Charakter entstehen hier, mit dem distanzierten Blick auf die Gesellschaft, melancholische Statements, die es ernst zu nehmen gilt. "Und die Hooligans aus Nummer 10 singen ihr trauriges Lied. Sie singen: "Ihr könnt nach Hause gehen!". Wenn wir wüssten wo das liegt..." Dabei bedient man sich musikalisch an den für den frühen Postpunk üblichen Mitteln ("Schluss Aus Raus") und weist innerhalb dieser paar Akkorde eine gewisse aggressive Haltung auf, die sich aber im Laufe der weiteren Songs verflüchtigt und der eingangs erwähnten Melancholie weicht ("Penzion Kanonier", "Hooligans"). Später nämlich werden ruhiger Töne angeschlagen, die in Verbindung mit den Texten tatsächlich nachdenklich stimmen, um schlussendlich in einer sehr hübschen "Dinner Version" von "Penzion Kanonir" zu münden, die nur von Piano und Saxophon getragen wird.

Es sind die kurzen Geschichten des Lebens, die uns VIERKANTTRETLAGER erzählen. Geschichten die sicherlich jeder schon einmal auf irgendeine Weise erlebt hat und genau das ist es, was diese Platte so hörenswert macht. Sehr gelungen.

Tracklist:

1. Schluss Aus Raus
2. Penzion Kanonir
3. Hooligans
4. Wo Gehst Du Heute Nacht Hin
5. Penzion Kanonir / Dinner Version

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Alex G.

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