Virgin Steele haben bei mir, das muss ich gleich vorweg sagen, eine Art Heldenstatus. Warum? Als ich das erste Mal mit dem Schaffen des Maestros David DeFeis in Berührung kam, war ich elektrisiert, blieb mit offenem Mund sprachlos stehen und konnte nicht begreifen, wie Songs wie "Through Blood And Fire" oder "Veni,Vidi,Vici" einen fesseln, packen, entgeistern. Mit dem 98er Album "Invictus" erschufen Virgin Steele einen Meilenstein des epischen Power Metals, und die Musik fasziniert mich nach wie vor genauso wie damals. Sechs Jahre sind nun vergangen zwischen "The House Of Atreus Act II" und dem neuen Werk "Visions Of Eden: The Lilith Project - A Barbaric Romantic Movie Of The Mind" (um den kompletten Namen wenigstens einmal zu erwähnen).
Das alles bedeutet nun also konsequenterweise auch eine enorme Erwartungshaltung beim neuen Album. Und um es gleich vorweg zu nehmen: An die Genialität eines Invictus-Meilenstein kommt Visions Of Eden keineswegs ran. Das hatte ja auch niemand erwartet, aber die ansonsten so genialen, magischen und ganz grossen Momente, die man während dem Hören der meist überlangen Songs immer wieder erwartet, gibt es leider, leider spärlicher als auf älteren Werken. Auch die Produktion tut seinen Teil: Zwar kommt der bekannte Doublebass-Teppich recht oft, die Rasanz wird genommen durch viel zu schwache und dünne Gitarren. Schade. Der einzigartig variable Gesang von Chef DeFeis zwischen Kreischen und weichstem und wärmstem Gesang ist lange nicht mehr so abwechslungsreich wie auf älteren Werken (erinnert euch an "A Token Of My Hatred" von der Atreus II: Unglaublich). Hier geht er meist sehr zart zu Werke, was den Stücken teilweise die nötige Aggresivität nimmt.
Dominant sind geblieben die dominanten Klaviereinlagen, Synthie-Einschübe und Chöre. Die epische Tragweite eines Virgin Steele-Werkes bleibt unnachahmlich. Und Songs wie der flotte Opener "Immortal I Stand", das fantastische "Childslayer" oder das mit traumhaftem Refrain ausgestattete "Bonedust" sind extraklasse. Andere beispielsweise, wie das getragene "Angel Of Death" sind für Virgin Steele-Maßstäbe unteres Mittelmaß. Eines ist aber im gesamten Geblieben: Einmal hören und urteilen geht nicht. Dazu sind die Stücke an sich immer noch zu komplex und warten immer wieder mit neuen Überraschungen auf.
Für mich sind das 8 Punkte. Aber auf meine Begeisterung für diese Band hatte ich ja bereits hingewiesen.
Tracklist:
1. Immortal I Stand (The Birth Of Adam)
2. Adorned With The Rising Cobra
3. The Ineffable Name
4. Black Light On Black
5. Bonedust
6. Angel Of Death
7. God Above God
8. The Hidden God
9. Childslayer
10. When Dusk Fell
11. Visions Of Eden