Aus dem sonnigen San Diego kommen WESTERN SETTINGS und bringen eigentlich alles mit, um mit ihrem charmant punkigen Rock der nächste kleine Hype zu werden. Naja, fast alles.
WESTERN SETTINGS klingen auf ihrem zweiten Album konsequent wie ein Hybrid aus KALI MASI und THE PENSKE FILE, also wie zwei der aufregendsten aktuellen Punkrockbands zur Zeit, scheitern allerdings gleichzeitig an diesen großen Vergleichen. Dabei ist doch eigentlich alles vorhanden: Eine wirklich gute Rhythmusgruppe, Gitarren, die sehr viel mehr können als nur Standardakkorde zu Schrammeln und mit Ricky Schmidt ein Sänger, dessen rau-melodisches Organ mindestens Oberklasse ist. Also, was fehlt? Die nüchterne Antwort lautet: mitreißende Songs. Das eröffnende und titelgebende „Another Year“ rockt so straight wie höhepunktlos am Hörer vorbei, dass dieser gar nicht wirklich merkt, wie das folgende „BIG“ eigentlich auch nichts besser macht. „Break“ kann dann an dritter Stelle wenigstens mit okayem Chorus und interessanter Bridge punkten, lässt aber gleichzeitig durch die uninspirierte Strophe viel Potenzial ungenutzt. Dieses Phänomen zieht sich leider durch das gesamte Album. Talent und Potenzial sind durchweg vorhanden, wirklich nutzen können WESTERN SETTINGS beides aber nur selten. Beispiel „Hermit“: Der langsame Aufbau bringt Spannung, die der uninspirierte Chorus direkt wieder verpuffen lässt. Ärgerlich. Einzig „That’s Pretty Good“ wird seinem Namen gerecht und gefällt besonders mit seinem groovigen Schlusspart. Der Rausschmeißer „Agnus“ macht dann wenigstens mal alles anders und überzeugt durch seine reduzierte Instrumentierung als moderne Westernballade.
Was genau hätten WESTERN SETTINGS nun besser machen können? Etwas Variabilität im Tempo einerseits, denn eine an den richtigen Stellen gelöste Handbremse könnte da durchaus Wunder wirken. Und eben etwas mehr Mut zur ganz großen Geste andererseits. So bleibt „Another Year“ ein in Ansätzen ziemlich gutes Album, das leider bei der aktuell starken Konkurrenz Gefahr läuft, im Mittelmaß unterzugehen.