Wenn eine Band sich auf die Fahnen schreibt, Hard wieder zurück zum Core zu bringen, erweckt dies unweigerlich Erwartungen in mir. Weniger Mode, mehr Musik. Und tatsächlich, es klingt durchaus nach Hardcore und nicht nach Flanellhemdgedudel.
Was mir hier entgegen dröhnt, ist die Essenz, die mich Anfang der Neunziger in diese Musik getrieben hat. Härte, Volldampf und Wut. Dennoch klingt hier nicht eine einzige Note angestaubt oder veraltet. Die abwechslungsreichen Vocalparts stellen sich hier bewusst breit auf und wissen die Soundwand aus tiefen, rhythmischen, metallastigen Riffs hinter sich. Da bleibt kein Platz für einen Schritt zurück.
Die Belgier von WHATEVER IT TAKES haben sich nun in die Hearse Studios in Kortrijk gesetzt und 10 neue Songs mit in die Parabol Studios genommen, wo sie abschließend abgemischt und gemastert wurden. Ergebnis? Brutal.
Nachdem man im Intro ein klein wenig in die Irre geführt wird geht es danach nur noch nach vorne. In etwa das musikalische Äquivalent zu einem Lokführer, der komplett manisch eine Schaufel Kohle nach der anderen in den Ofen wirft und dabei zwei Kneipenschlägereien gleichzeitig anzettelt. Tracks wie „Paying Prices“, die haarscharf an der Atonalität vorbeisausen, fallen schon unter auditive Gewaltverherrlichung. Und bei „Champagne Whore“ kommt der Hardcore alter Schule richtig durch. Von der rapähnlichen Einlage bis hin zu den Vocalparts, die auch auf einem BIOHAZARD Album Platz fänden. Ein besonderes Highlight für mich ist „Teddybear Bastard“. Hier hat man eigentlich alles in einem Song vorhanden, was den Fan nach etwa 4 Minuten blutig aus dem Moshpit kriechen lässt. Gute Highspeed-Passagen in Abwechslung mit groovenden Riffs, die sämtliche Gesichtszüge entgleisen lassen. Vielen Dank an den Lokführer.
Ein kleines Manko an der Scheibe ist der Sound der Vocals. Diese klingen teilweise einfach etwas dünn und müssen vom Rest von WHATEVER IT TAKES gerettet werden. Durch das flüssige Zusammenspiel der einzelnen Musiker gelingt dieses Vorhaben glücklicherweise ohne Probleme.
Wer also harten, rohen Hardcore mag und mal ein Handy hatte, bei dem 84x48 Pixel Display reichten, braucht nicht zu überlegen. Nehmt die Scheibe mit und feiert, dass es uns noch gibt. Alternativ komme ich mit meiner Dampflok zu Besuch.