An dieser Stelle könnte eine noch längere Abhandlung darüber stehen, wie diese Band mit den Jahren größer wurde als ihr eigentliches Schaffen. Wie sie durch etliche Aktionen sich selbst auf ein Level heben wollte, welches mit der bisher gezeigten Leistung nicht zu rechtfertigen ist.
Ich versuche es kurz zu halten: Klar, das selbstbetitelte Album war 2004 ein großartiges Stück melodischer Black Metal, seither geht es jedoch für die Finnen nicht wirklich bergauf. Schuld daran ist sicherlich das ewig angekündigte, immer wieder verschobene und dann schließlich halbierte Zweitwerk „Time“. „Time I“ war dann eine milde Enttäuschung, flachte es mit zunehmender Spielzeit immer weiter ab und konnte so turmhohen Erwartungen, die die Band auch selbst im Vorfeld geschürt hatte, nicht einhalten. Nach etlichen Querelen um Studiobau, Produktion und allerlei andere Nebensächlichkeiten veröffentlicht man nun „The Forest Seasons“, auch via Crowdfunding, um sich endlich das langersehnte Studio leisten zu können.
Unterm Strich bekommen wir auf „The Forest Seasons“ vier Tracks, welche inhaltliche an die vier Jahreszeiten angelehnt sind. Trotz der geringen Anzahl an Liedern ist das dritte Album der Finnen trotzdem 54 Minuten lang. Kann gutgehen, siehe INSOMNIUM oder EDGE OF SANITY, muss es aber nicht. In diesem Fall ging es das leider nicht. WINTERSUN haben irgendwie über die Jahre vergessen, dass man gerne auch Momente schreiben kann, die im Kopf bleiben. Gerade das machte das Debüt so großartig. Selbst „Sons Of Winter And Stars“, der Opener von „Time I“, mit einer Länge von 13:31, hatte einen stringenten Aufbau, Hooklines und etliche Momente voller epischer Dramatik. Auf „The Forest Seasons“ stechen immer wieder einzelne Momente, wie der Refrain und der Abschluss von „Eternal Darkness (Autumn)“ oder die Melancholie in den meisten Melodielinien von „Loneliness (Winter)“ hervor. Zwischen diesen Momenten verlieren sich WINTERSUN aber in unzähligen überflüssigen Instrumentalpassagen und Interludes, die zur Gesamterfahrung nichts beitragen.
Am Ende bleibt so wieder ein Album, für das im Vorfeld einmal mehr übergroße Erwartungen geschürt wurden, die das Werk dann nicht einhalten kann. „The Forest Seasons“ wirkt zerfahren, oft ziellos und überladen. Hätte man die Spielzeit auf die Hälfte heruntergekürzt und eine EP aus der Scheibe gemacht, wäre diese wohl wesentlich besser gewesen.
P.s.: Trotzdem, und das verstehe ich selbst nicht so ganz, haben WINTERSUN bei mir und vielen anderen, irgendwie immer noch ein Stein im Brett. Man hat immer noch eine kleinen Schimmer Hoffnung, dass mit „Time II“ endlich das eingelöst werden könnte, was Jari seit Jahren prophezeit und verspricht...