Plattenkritik

War From A Harlots Mouth - MMX

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Release Date: 29.10.2010
Datum Review: 24.10.2010

War From A Harlots Mouth - MMX

 

 

Ganz am Anfang stand für mich eine Split mit MOLOTOV SOLUTION im Raum. Die Welt wurde aufmerksam auf eine Berliner Kombo namens WAR FROM A HARLOTS MOUTH. Nicht nur aufmerksam, entstand doch ein regelrechter Hype um die Band aus Berlin und ihren Granatensong „Uptown Girl, Uptown Girl, I Had A Crush On You, Oh Uptown Girl“. Dann ging alles auf einmal sehr schnell und „Transmetropolitan“ erschien auf der Bildfläche. Der Hype war perfekt. Bis sich die Band von ihrem Sänger trennte und die Frage im Raum stand, wie es weiter gehen sollte, da die Stimme doch sehr markant und für den Sound ausschlaggebend war. Die Sorge war jedoch unberechtigt, denn mit Nico, der seinerzeit noch bei THE OCEAN gesangstechnisch unterwegs war, fand man zwar anfänglich gewöhnungsbedürftigen, aber dennoch adäquaten Ersatz. „In Shoals“ bewies das eindrucksvoll, wenngleich der Sound der Berliner schon etwas düsterer erschien. Und 2010?

2010 hat sich der Sound noch eine Ecke weiter in die Düsternis verschoben. „MMX“ (was für ein Titel für ein Album, das 2010 erscheint) zeigt sich zwar immer noch im grindigen Gewand, jedoch haben der Dreck und ein schwer doomiger Charakter ihren Weg längst in das Soundgerüst gefunden. So wirken die Stücke auf dem aktuellen Album noch eine Spur klarer, strukturierter und verständlicher. Es ist die Masse an Mid-Tempo Parts, die den Einstieg gleich in den ersten drei Tracks recht einfach machen. Rabiat zwar, das ist definitiv klar, und doch wird dem Sludge immer wieder der Weg geebnet, um Atmosphäre einzubringen. Diese Atmosphäre ist düsterer als alles, was WFAHM bislang auf Scheibe gebannt haben und zeigt die Band von einer sehr erwachsenen Seite, was sich auf „In Shoals“ eben erst einmal nur abzeichnete. Weiterentwicklung im großen Stil also und diese ist hier mehr als zu begrüßen.

Es sind Songs wie „The Increased Sensation Of Dullness“ oder „The Polyglutamine Pact“, die das Album interessant werden lassen. Denn trotz der eingangs erwähnten Strukturiertheit der einzelnen Stücke befinden sich immer noch genügend Wendungen innerhalb dieser, um den Hörer bei der Stange zu halten. Das kann in manchen Fällen ein simpler Tempowechsel sein oder halt eben doch ein eingestreuter Jazzpart, der dem Stück für den Moment komplett den Wind aus den Segeln nimmt, dies jedoch im positiven Sinne. Weiterhin interessant zu beobachten sind die kurzen Interludes, die dazu dienen, den rabiaten Charakter von „MMX“ ein wenig aufzulockern. Diese nehmen meist nur in etwa ein knappe Minute ein, das reicht aber in diesen Fällen vollkommen aus. Das kann ein jazziges Stückchen sein oder aber eben auch nur, wie im Falle von „Cancer Man“ ein instrumentaler Kracher mit ambienten Ende.

Das also sind WAR FROM A HARLOTS MOUTH im Jahr 2010 - ein Wandel, der spannend zu beobachten ist und zusammenfassend ist „MMX“ einfach nur die logische Konsequenz von „In Shoals“ und ein weiter Schritt einer Band, die scheinbar ganz genau weiß, wo sie hinwill.

Tracklist:

01. Insomnia
02. To Age And Obsolete
03. The Increased Sensation of Dullness
04. Sleep Is The Brother Of Death
05. The Polyglutamine Pact
06. Cancer Man
07. C.G.B. Spender
08. Sugarcoat
09. Spineless
10. Recluse MMX
11. Inferno III/VI

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Alex G.

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