Zugegeben: die Plattenbesprechung zum neuen Werk von WHILE SHE SLEEPS kommt ein wenig spät, doch keineswegs sollte man „Brainwashed“ ignorieren. Das holen wir nun nach!
Die Produktion des zweiten Longplayers der Jungs aus Sheffield stand zunächst wohl unter keinem guten Stern. Sänger Lawrence Taylor hatte Probleme mit seinen Stimmbändern, so dass sich die Aufnahmen um ein Jahr nach hinten verschoben.
Doch kein Grund für die Engländer nun aufzugeben. Sie haben diese negative Situation einfach in etwas Positives umgewandelt und das beste hervorgeholt. „Es war echt seltsam“, erklärt Bassist Aaran. "Aber wir gewannen dadurch mehr Zeit, an kleinen Details und Gitarrenparts zu arbeiten, und das Album wäre nicht so herausgekommen, wenn wir nicht diese Zeit dafür gehabt hätten.“
Und die Arbeit hat sich gelohnt! Die Jungs servieren uns mit „Brainwashed“ eine Bandbreite an Genres, verfeinert mit hartem Sound und einem guten Schuss Melodie.
Mit „The Divide“ eröffnen sie das Tor zur neuen Platte. Doch wer jetzt brutale Breakdowns erwartet, der ist nun wohl doch ein wenig erstaunt. Stattdessen ertönt nämlich eine Geräuschkulisse, als säße man als stiller Beobachter in einem Raum voller Menschen.
„We are the undergorund“ - ein lauter Chor kündigt den zweiten Song „New World Torture“ an. Die Show kann nun beginnen. Voller Energie melden sich WHILE SHE SLEEPS zurück, und sie haben was zu sagen: „This one's for the pigs at the top, You know nothing of us“. Sie sprechen die Schuldigen direkt an. „Wir möchten die Leute aufwecken und ihnen zeigen, dass es Alternativen gibt.“, erklären die Jungs. Hinter dem Album steckt also eine ganz klare Message. Schon allein der Albumtitel „Brainwashed“ lässt darauf schließen. Ein negativer Begriff, der auf die Manipulation der Menschen hinweist. Im gleichnamigen Song heißt es „They’ll take our rights, we’ll take them back again.“ - ein Appell an die Menschen, sich Gedanken darüber zu machen, „dass ihr vermutlich vergessen habt, wie sehr ihr einer Gehirnwäsche unterzogen wurdet.“
Die Blendung durch Medien und Werbung sehen die Jungs als ein sehr großes Problem an. Natürlich, man kann sich dem im Zeitalter des 21. Jahrhunderts nicht mehr vollständig entziehen, doch die Informationsflut verschlingt uns. Durch viele falsche Fakten, die problemlos im Internet verbreitet werden, durch die Lügen der Werbung, verschlechtert sich das Urteilsvermögen. Der Mensch wird willenlos und gehorcht irgendwann nur noch.
„Brainwashed“ ist ein Album mit Tiefsinn - textlich wie auch musikalisch. Durch ihre Vielfalt unterscheiden sie sich von zahlreichen Metalcore Bands. Songs wie „Our Legacy“ oder „No Sides, No Enemies“ bestechen durch besonders melodische Parts und setzen damit einen schönen Kontrast zu harten Nummern wie „Torment“, bei denen der Metaleinschlag wieder deutlich überwiegt. Durch diese Abwechslung entsteht eine Dynamik, die keine Langeweile aufkommen lässt und „Brainwashed“ zu einem Highlight macht. Ob die Instrumentalparts, die immer wieder kurz zwischen den Songs ertönen, wirklich passend sind, muss jeder für sich entscheiden. Doch sie zeigen, dass es sich bei „Brainwashed“ um eine persönliche Platte handelt. Diese erzeugen Emotionen und bieten dem Hörer einen Blick „hinter die Kulissen“. Man lässt ihn am Entstehungsprozess und an den Ideen teilhaben. „Kangaezu Ni“, eines dieser kurzen Instrumentalparts, bedeutet übersetzt so viel wie „Ohne Gedanken“. Mal kurz verschnaufen zwischen den anderen Songs, die vor Energie glühen. Und sich auf das Album einlassen. Denn dann geht es auch schon weiter. „This is our protest song, you're not alone, Where's the unity?“ („No Sides, No Enemies“), grölt Taylor und wird dabei im Hintergrund durch einen Männerchor unterstützt. Dieses Zusammenspiel der Stimmen ist in vielen Songs des Albums wiederzufinden und hat auch eine besondere Bedeutung für die Band. „Das zeigt sich auch daran, wie “Gang”-lastig die neuen Vocals sind. Wir mögen dieses Gefühl von Zusammenhalt (…)“, erklären sie. Auch wenn WHILE SHE SLEEPS mit „Brainwashed“ auf Gefahren aufmerksam machen wollen, überwiegt hier doch auch eine positive Message. „Don’t give up“ („Modern Minds“), so heißt es in der letzten Nummer des Albums. Es beginnt mit einem Chor, um dann komplett in Taylors Gebrüll auszuarten und wird dann wieder ruhig. Instrumentale Klänge umgarnen die harten Parts und werden anschließend wieder von Taylor durchsetzt. Am Ende bündeln sie jegliche Vielfalt zu einem Song und entfachen ein spektakuläres Finale. Mit „Brainwashed“ haben WHILE SHE SLEEPS auf jeden Fall einen Volltreffer gelandet. Wer nicht reinhört, der ist selber schuld!