Auf ihrem neuesten Studioalbum lösen sich die WHITE LIES völlig von ihrem düsteren Post-Punk-Sound und wagen einen Schritt auf die Tanzfläche – eng umschlungen mit dem Pathos.
"Friends" ist vielleicht die Platte, die man auch bei einem Weinchen mit Freunden im Hintergrund spielen kann, so unaufdringlich und gleichförmig trudeln die Songs auf den ersten Blick ein. Der neue Synthie-Pop klingt zu Beginn ungewohnt fröhlich: Es ist offensichtlich, dass sich die Jungs nach "Big TV" erneut an hellere Nuancen herantrauen wollen. Zarte, euphorisierende Töne ziehen sich alles andere als subtil durch die Tracks und erinnern an ein elektronisches Glasperlenspiel. Auf sägende Gitarrenriffs wird verzichtet, Kanten und Ecken sind geglättet. Songs wie "Don’t Want To Feel It All" zelebrieren das Keyboard, ohne die Achtziger abkupfern zu wollen, während "Hold Back Your Love" schon gefährlich nah dran ist.
Wen dieser Groove nicht abschreckt, der erkennt bald die Liebe zum Detail: Die zu Beginn erwähnte Gleichförmigkeit täuscht und wird bloß der Kohärenz des Werks nicht gerecht, die sich gut mit elektronisch untermalter Herzschmerz umfassen lässt. WHITE LIES hatten schon immer ein Händchen dafür eine sanfte Atmosphäre zu kreieren, die nicht zuletzt Harry McVeighs tiefer, monotoner Stimme zu verdanken ist. Diese holt den Zuhörer nun innerhalb all der Traumtanzmelodien auf den Boden zurück, fügt sich zugleich aber überraschend gut in dieses positive Stimmungsbild hinein.
Trotz der vermeintlichen Heiterkeit bleibt das Leben weiterhin kompliziert - nur dass es mit "Friends" nicht mehr so wehtut. "Is My Love Enough" und das rhythmische "Hold Back Your Love" sind Hymnen um frühmorgens im Club sentimental zu werden und auf sein Selbstmitleid trotzdem noch anzustoßen.