Selten viel es mir so schwer eine Review zu schreiben. Was machen WIND UND FARBEN hier eigentlich?! Punk? Nicht so richtig. Pop? Zu viele Gitarren. Math Rock? Zu viel Gesang. Mein Versuch "Souvenir" in Worte zu fassen, die Erste:
Nach dem Debüt, mit dem leicht zur Überlänge tendierenden Titel "Das entzünden einer Kerze ist das Ende eines Wals", ist "Souvenir" die zweite Veröffentlichung, des noch immer jungen Trios aus Schleswig-Holstein. Zwar hat man sich, bei der Namensgebung der Platte, dieses mal ein wenig zurück gehalten, dennoch versuchen WIND UND FARBEN wieder Großes zu erschaffen. Denn ähnlich wie bei Album Nummer 1, wird sich auch hier wieder an den ganz Großen der Szene orientiert. Captain Planet, Adolar, Supermutant. Allesamt sind irgendwie und irgendwo wieder zu finden, ohne direkt nach einer der Bands zu klingen. Keine triste Kopie oder gar ein Plagiat, sondern eine in sich stimmige Neuerfindung, die sich zwar an Puzzleteilen der einzelnen Bands bedient, diese aber völlig neu zusammen setzt und somit ein vollkommen neues Bild entstehen lässt.
Mal schmalzig, mal emotional, mal wütend, mal gut drauf. WIND UND FARBEN beherrschen den fließenden Übergang der einzelnen Gefühlslagen perfekt. Jedes der Stücke wirkt ausgereift, genau durchdacht und von vorne bis hinten, genau so gewollt. Strophe, zwei minütiges Gitarrenintermezzo, Chor - und schon sind 4 1/2 Minuten gefüllt. Das klingt hoch professionell - textlich, musikalisch und auch produktionstechnisch. Irgendwo zwischen jugendlicher Leichtsinnigkeit und lang erlernter Erfahrung. WIND UND FARBEN sitzen zwischen den Stühlen und sprechen somit den anspruchsvolleren Punk, aber auch die sentimentale Studentin an. Die Stimme ist dabei klar und straight. Klarer, als man es von ähnlichen Emo-Math-Punk Bands gewohnt ist. Und trotz der klaren Stimme vermitteln WIND UND FARBEN ihre Wut, auf ganz eigene Art und Weise.
Dabei kommt man nicht auf die Idee, dass hier nur ein Trio am Werk ist. Eher denkt man an eine 4 bis 5 Mann starke Kapelle, die durchweg gemeinsam den Weg nach Vorne bestreitet. Ob das am guten Studio oder tatsächlich dem Können der Band liegt, muss (allerdings erst noch) live erprobt werden.
Auf Souvenir passiert so viel, dass es beim ersten Hören gar nicht so recht in den Kopf gehen will. Und so lassen mich WIND UND FARBEN nach dem ersten Hören ratlos, aber abgrundtief beeindruckt, zurück. Eindrucksvolle Platte.