Man erwartet ja nicht viel, wenn man einen Namen wie WINTERFYLLETH liest und ein Cover wie das hier vorliegende sieht. Ich zumindest nicht. Völlig willkürlich habe ich dann in einen beliebigen Song des Albums reingehört, welcher sich neben einigen anderen in einen Ordner auf meinem Desktop befand – einfach um schon mal zu wissen, was mich da erwartet, damit ich das irgendwo einordnen konnte. Ich habe nichts erwartet, außer halt einer üblichen Kreuzung aus Black- und Pagan-Metal – und die habe ich auch bekommen. Doch was für eine! „The Fields Of Reckoning“ war dieser zufällige Song, und schon die ersten paar Töne machten klar: Das, das ist etwas Besonderes. Aber abwarten, so pompöse erste Töne sorgen ja in der Regel nur dafür dass man im nächsten Übergang doch wieder enttäuscht wird. WINTERFYLLETH sind aber nicht „die Regel“, obwohl das halt alles so unglaublich konventionell, so unglaublich typisch klingt: Geschwärzte Tremolo-Picking-Riffs hier, ebenso schwarze, fauchende Vocals, sich langsam aufbauende Songs mit sich langsam aufbauender Atmosphäre etc. – vergleichbar mit MOONSORROW, DRUDKH und Konsorten. Doch wie beide Kollegen machen WINTERFYLLETH das Ganze unglaublich geschickt, atmosphärisch und halten ihre Musik gänzlich frei von Kitsch. Diesen einen zufälligen Song, „The Fields Of Reckoning“, musst ich dann natürlich noch bis zum Ende hören. Der war nämlich – wie halt auch der Rest des Albums – unglaublich aufregend.
Aus den üblichen Klangmustern brechen WINTERFYLLETH nur dann aus, wenn sie – wie zum Beispiel in „Children Of The Stones“ mal rein akustische, teils folkische Töne anspielen. Jenes „Children Of The Stones“ bohrt sich da mit schwerelosen, irgendwas in einen auslösenden Streichern mitten ins Herz – und bildet einen völlig gegensätzlichen Kontrast zur ebigen Soundwand. Klar: Sowas ist auch alles andere als neu, aber halt wirksamer und berührender umgesetzt als bei 90% der Konkurrenz.
Später greifen WINTERFYLLETH dieses Thema – also die ruhigeren Töne – noch einmal auf. Doch das Herzstück des Albums sind natürlich die meist eher im Midtempo angelegten, aber eben dennoch einen überwälzenden Soundwände. Ähnlich wie bei DRUDKH sind das recht progressiv angelegte Stücke, die sich Zeit lassen, ihre Nuancen erst nach und nach präsentieren. Nummern wie „To Find Solace… Where Security Stands“ zeigen das ganz gut, dehnen wirklich großartige Riffs zu weiten Klanglandschaften aus und zeigen in kleineren, aber immer sehr bewusst gesetzten Spielereien auch Liebe zum Detail. Nebst der Tatsache, dass das alles natürlich ohne Ende episch ist und alle möglichen Bilder und Assoziationen im Kopf weckt sitzt hier aber vor allem jeder Ton. WINTERFYLLETH wirken in ihrer Abgeklärtheit so als wären sie schon Jahre dabei, schreiben teils wirklich beeindruckende Arrangements und haben immer genau das richtige Gefühl, wann man wie einen Song zu gestalten hat. Das alles macht „The Mercian Sphere“ zu einem Album, in welches man ohne Probleme, ja ohne dass man auch nur eine Kleinigkeit zu meckern hätte abtauchen kann. „The Mercian Sphere“ ist dabei sicherlich relativ traditionell ausgefallen, bringt dem Genre nichts neues. Doch wenn man sich inmitten dieser einfach nur mitreißenden, durchweg bärenstarken Atmosphäre befindet ist einen das auch herzlich egal.
01 Gateway To The Dark Peak / The Solitary One Waits For Grace (The Wayfarer Pt I)
02 Awakens He, Bereft Of Kinsmen (The Wayfarer Pt II)
03 The Fields Of Reckoning
04 Children Of The Stones
05 The Ruin
06 The Honour Of Good Men On The Path To Eternal Glory
07 To Find Solace... Where Security Stands (The Wayfarer Pt III)
08 When The Woods Were Young
09 A Valley Thick With Oaks
10 Defending The Realm