Plattenkritik

Yasmine Tourist - Yasmine Tourist

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Release Date: 08.02.2013
Datum Review: 09.02.2013

Yasmine Tourist - Yasmine Tourist

 

 

Gibt sich der deutsche Urlauber auch stets alle Mühe, sein eher fragliches Auftreten bräsig und gerne unbewusst zu unterstreichen, kann weltweiter Tourismus auch gepflegt und mit gutem Benehmen vonstattengehen. Dafür muss nicht immer Nashville oder der verlassene Norden Kanadas herhalten. Auch Badem-Württemberg bietet dieser Tage mehr Gastfreundschaft und Kultur als Bahnhofsschlagzeilen und Käsespätzle.

Der Tourist an sich, ortsunkundig und normalerweise dennoch respektvoll durch den auserwählten Landstrich spazierend, würde sich freuen an einen funkelnden und gesetzten Local zu geraten. Diesen zu mimen passt Dominik, Felix, Max sowie Johann, Florian und Joscha sicherlich gut in den Kram. Denn wo die sechs Stuttgarter aka. YASMINE TOURIST Folk, Pop und Americana nach deutscher Genauigkeit zurechtstutzen, bleibt keine Seele kalt oder verlassen zurück. "Of Fly And Bird" holt den Hörer ins Warme, ans Feuer, an den Herd. "Faintheart" pluckert sogar noch verhaltener und rücksichtsvoller - stets nahe am Herzschmerz und noch näher am Original.

Nicht von Anfang an bestimmt "Yasmine Tourist" mit "Blue Moon" eine klare Richtung - hier kommen noch rührende Besen, gehauchtes Klavier und seufzende Vocals zum Einsatz, während "Down Down" klassisch und auf eigene Art und Weise dramatisch klingt.
Vom Opener bis zum fast welk verstörten "Black Magic" bieten YASMINE TOURIST Musik für den bestimmten Moment, dem Besinnung und Aufmerksamkeit zur Seite stehen. "Neon Coloured" mit zarter Pedal Steel beisst sich durch bis zum orchestralen Finale, dem ausnahmsweise eine verzerrte Gitarre zur Hilfe eilen darf. Dem achteinhalbminütigen "A Thousand" geht es mindestens genauso: Wie viel Spielraum, Finesse oder Stimmung passt in einen Song? Wer hört solange zu und was müssen Band, Stimme und Atmosphäre dazu beitragen? Die süddeutschen Folkpopper bemühen sich um Antworten - manchmal sogar mit zu offensichtlicher Hingabe. Dann atmet "Give All Up" bis zum letzten Zug, den das Sextett erst nach sechs Minuten Strapazen und zarten Motivationsversuchen genehmigen. Erschreckend, wie sehr man das Wörtchen "authentisch" zusammen mit den elf Songs ins Gepäck für die sehr wohl durchgeplante Reise stecken möchte. Erschreckend auch, wie unspektakulär "Yasmine Tourist" in den richtigen Momenten kleine Poptüpfelchen in seinen Reihen verbucht - ohne Vielseitigkeit oder Gefühlsebene aufs Spiel zu setzen.
Da, wo die FLEET FOXES auf Hymne setzen und WILCO gern mal ein Fass aufstemmen, verbinden YASMINE TOURIST ihre Indie-Folk-Pop-Melancholie-Kette zu einem einheitlichen Besuch. Irgendwo auf der Welt herrscht sicher gerade Vollmondstimmung.

Trackliste:

01. Blue Moon
02. Of Fly And Bird
03. Down Down
04. Dollar Sin York
05. Faintheart
06. Neon Coloured
07. Give All Up
08. He Lays In The Reins
09. All Night Long
10. A Thousand
11. Black Magic

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.