10 Jahre ist es her, dass YELLOWCARD "Ocean Avenue" veröffentlichten und damit auch jenseits des großen Teiches an Bedeutung gewannen. Seinerzeits war dieses Album ein großartiges Stück neuer Musik, welches die Emopunkszene ordentlich aufmischte und zum Tanz aufgeigte. Zwar fragen verwirrte Kids auf Festivals immer noch, was das mit der Geige denn nun solle, aber ohne diese könnten YELLOWCARD sich vermutlich sang- und klanglos in die Reihe normaler Emopunkbands einreihen.
Ein normales Rerelease mit ein paar Extras hätte es im Falle "Ocean Avenue" vermutlich auch getan, um das Herz alter Menschen höher schlagen zu lassen, doch so einfach sind YELLOWCARD wie bereits erwähnt eben doch nicht gestrickt. Ein großartiges Album aber noch besser zu machen ist schwer. Was machen YELLOWCARD also anders? Zunächst einmal nehmen sie natürlich die Elektronik und damit das verzerrte Schreien der Gitarren raus. Da aber die Geige als ausschlaggebendes Wiedererkennungsmerkmal immer schon ohne große Elektrik ausgekommen ist, fällt das zunächst gar nicht so sehr auf. Das Schlagwerk bleibt ebenfalls. Zu Beginn könnte man meinen, dass auch das Tempo gedrosselt wurde, doch auch das wirkt sich nur minimal auf den Gesamtklang aus. Zunächst bleiben viele Songs ebenso kraftvoll, wie man es von "Ocean Avenue" mit Strom kennt. Die Geige wird bei Songs wie beispielsweise "Life Of A Salesman" noch mehr in den Vordergrund gerückt und darf sich mal ordentlich austoben. Ausreißen tun auch Songs wie "Empty Apartment", welcher in der akustischen Variante zur ruhigeren Ballade mit ohne Riffs, dafür Gezupfe wird. Dazu mag man anmerken, dass "Ocean Avenue" über keine Ballade verfügte. So als ob YELLOWCARD diese damals einfach vergessen hätten, oder einfach keinen Bock auf Emogeheule hatten. Selbst "Only One" kommt nicht ansatzweise an diese Kategorie heran, weder im Original noch in der Akkustikversion. "One Year, Six Months" weist ebenso eine Neuerung auf: Klavier. Dieser Umstand lässt den vorletzten Song der Platte gemeinsam mit Geige und Mehrstimmigem Gesang ziemlich pompös werden und bläst einem das Herz auf. Wunderbar. "Back Home" bekommt heute auch den Balledenschliff weg.
Bliebe zum Abschluss Folgendes zu sagen: Eine gute Platte kann wenig entstellen. Selbst der veränderte Sound passt gut zur Band und ist wunderbar geeignet, um das YELLOWCARDgefühl wieder aufleben zu lassen, waren doch die letzten Platten etwas schwach auf der Brust. Zwar erfuhren viele Songs erwartungsgemäß die Wandlung zur Ballade, doch gibt es immer noch genug Energiegeladenes zum Lauschen. Vermutlich würde sich der ein oder andere neu interpretierte Song auf einem beruhigenden bist tröstlichen "Sad Autumn 2013" Mixtape wiederfinden.... Ach nee, andere Zeiten. Was gut war, bleibt gut und "Ocean Avenue Acoustic" ist sicherlich ein guter Seelenstreichler, wenn das Laub sich wieder beginnt bunt zu färben.
Tracklist:
1. Way Away
2. Breathing
3. Ocean Avenue
4. Empty Apartment
5. Live Of A Salesman
6. Only One
7. Miles Apart
8. Tewnty- Three
9. View From Heaven
10. Inside Out
11. Believe
12. One Year, Six Months
13. Back Home