Es ist schon unglaublich, was man heutzutage so unters Volk bringen kann, wenn man auf einen Tonträger nur einen dicken Indie Aufkleber draufpappt. Das fängt an mit dem mäßigen JUST JACK und endet irgendwo bei der mauen KATIE MELUA. Aber falsch gedacht. Der Schrecken hat einen Namen: YOUNG LOVE. Der junge Herr mit dem verträumten Blick auf dem Cover ist kein geringerer, als Dan Keyes, der vor einiger Zeit noch als Frontmann der Post-Grunge/Post-Hardcore/Post-Whatever Rocker RECOVER Sympathiepunkte sammeln konnte. Das ist jetzt allerdings vorbei. Rock ist tot, jetzt ist Disco-Punk dran.
Schon nach den ersten paar Songs erhärtet sich der Verdacht, Keyes habe Disneys High School Musical eingehend studiert. Sowohl den unschuldigen Zac Efron Look, als auch den nichts sagenden Blick in die Ferne hat Keyes inzwischen voll drauf. Auch die Zielgruppe scheint der des Disney Megasellers zu gleichen. Geboten wird durchschnittliche Tanzflächenbeschallung, die zumindest in Discotech mit New Wave Beat und zackig angeschlagenen Gitarren solange zur Bewegung animiert, bis Dan Keyes einsetzt. Statt eines manischen Elektro-Derwisches auf hundert unterschiedlichen Pillen im Sinne von SHITDISCO und Konsorten, wird hier schwächlicher Blue Eyed Soul mit ungemein langweiligen 80er Synthie Spielereien garniert. If you get the chance / you must dance, und ähnliche lyrische Perlen werden mit so einem Ernst und Schmiss durch den Vocoder gejagt, dass man glauben könnte, der Disco-Punk Wahn sei völlig an Keyes vorbeigegangen. Weder gut genug, um auch nur annähernd an die ehemaligen Hipster Könige THE RAPTURE ranzukommen, noch handwerklich für (überstrapazierte) New Rave Bratzbeats begabt, bleibt lediglich flacher Mittelmaß für YOUNG LOVE. Das wird auch nicht ansatzweise besser durch das RnB angehauchte Tell Me, aber bestimmt ist High School Musical 3 in der Mache und dann ist zumindest Keyes Zukunft gesichert.
Tracklist:
1. Discotech
2. Give Up
3. Closer To You
4. Too Young To Fight It
5. Nameless One
6. Find A New Way
7. Tell Me
8. Take It Or Leave It
9. Tragedy
10. Underneath The Night Sky
11. Close Your Eyes