"Shiner" graebt sich weiter durchs unberechenbare Dickicht, welches andere einfach "Leben" nennen. Dazu serviert ZEKI MIN Honigmilch statt Jameson und Koernerkissen statt Tattoonadel.
Klar und deutlich hat der Bremer Musiker gefunden, was ihm bei THE DRIFTWOOD FAIRYTALES nicht abhanden, aber auch nicht in Reinform untergekommen zu sein scheint. "Out In The Wild" oder "I Am Nothing" ist perliger Kaffeekraenzchen-Folk fuer Fortgeschrittene. Keine toughen Bierseeligkeit-Choere zur geschrammelten Westerngitarre. Keine Bruce Springsteen-Coverversionen mit zwei Fingern. Statt einen weiteren gutgelaunten Schiebermuetzenpunker akustisch loszutreten, formt ZEKI MIN lieber zarte Vollmondbeitraege wie "A Single Thing" mit Streichern und glaeserner Stimme. Dabei zittert seine Stimme weiterhin manchmal etwas zu grosszuegig - was ein lueckenloses Stueck Heimeligkeit wie "We're Off To New Shores" ueberhaupt nicht noetig haette. Hier nervt weder das warme Klavier, noch das hintergruendige, klammernde Cello - dazu liefert MIN einen Hit-Chorus ab, den entstoepselte DASHBOARD CONFESSIONAL in Zeitlupe nicht besser haetten arrangieren koennen.
"Up And Down And Turn Around" spielt mit Dynamik zu seichtem Fusstampfen, "I Am Nothing" vertont die weissen Wellen eines kalten Wintermorgens: "I like to be nowhere, and never be found / and no one's even looking for me to be around / And I like to be small, completely unrelevant / missed by no one" haucht der Songwriter zu geruehrter Snare und weiblichen Backgrounds. Von Gedanken und Erinnerungen zieht sich der inhaltliche Faden der Platte nicht ausschliesslich durch introvertierte Themenbereiche. "Chasing Traces" steht irgendwo zwischen AUSTIN LUCAS und BON IVER und erzaehlt wie viele der elf Songs aus Jugendtagen, stets mit mindestens einem Auge in die Sonne blinzelnd. "I am proud of absolutely nothing" bringt es "A Million Good Things" auf den Punkt. ZEKI MIN und "Shiner" klingen nicht nach Selbstverstaendlichkeiten und traegem Alltag. "There's still a million good thing worth fighting for" traellert der Chor im charmanten Finale und laesst ins eigene Ich horchen, ob hier auch wirklich genug Leben und Erlebtes zu Ingwertee und hausgemachten Haferflocken-Cookies tanzen.