Punkrock hat eine Krise? Nein! Menschen, die Punkrock leben könnten eigentlich eine echt lähmende Dauerkrise haben. Derzeit, Früher, schon immer. Im Mittelmeer ertrtinken Flüchtende, Rettungsboote von Seawatch und Co. werden in den Häfen festgehalten. Im Bundestag sitzen wieder Faschos und Montags stehen sie auf den Straßen. Nach G20 in Hamburg werden immer noch die vermeintlich Randalierenden verurteilt, die Staatsgewalt zeigt sich unschuldig. Polizeigesetze werden die schärfsten seit 1945. Man könnte beginnen, die Hoffnung zu begraben. Sich auf dem Sofa einigeln, nicht mehr rausgehen, aufhören gegen die unschönen Umstände und für die guten Dinge zu kämpfen. Die ersten Menschen aus den eigenen Reihen sterben. Politische und private Tragödien treffen da, wo es schmerzt. Aber aufgeben ist bekanntermaßen niemals eine Option. Das haben sich auch ZSK bei ihrem aktuellen Album gedacht.
Es beginnt so emotional wie es nur sein kann. "Es müsste immer Musik da sein" eine Ode an die Absoluten Giganten. Es wird privat. Kurzzeitig könnte man dem Verdacht anheimfallen, ZSK würden jetzt Emopunk machen und sich auf die privaten Tragödien konzentrieren. Doch mitnichten. Das Private ist politisch und das Politische spielt auch immer ins Private. Astreine Kritik am kranken System, das Individuen zerstört. Der alte Herr Fromm winkt mal kurz rüber.
Doch da gibt es noch die lauten Stimmen, die zu Solidarität und gegenseitigem Support aufrufen. ZSK erinnern auf "Hallo Hoffnung" daran, dass man sich auch in anstrengendsten Zeiten eben nicht einigeln und aufgeben darf. Sie erinnern daran, dass es immer noch irgendwo einen Rest Energie gibt, mit dem man aufstehen und die ersten oder nächsten Schritte tun kann. "Unzerstörbar" hält den Glauben an eben diesen einen letzten Rest von Energien aufrecht und schiebt ihn an. Danach gilt es wieder Schwung zu holen und weiter zu kämpfen. Für die Hoffnungslosen, gegen das System, für Schutzsuchende, gegen Faschos. Da hat Punkrock keine Krise sondern regeneriert sich aus sich selbst neu. Punkrock als Resilienzfaktor. Spätestens ab "Wut" wird die politische Dimension von vermeintlich privatem Unglück bei ZSK zum Hass auf das System. Hallo Punkrock! Hallo Hoffnung!
Musikalisch gibt es natürlich ordentlich ordentlich Anschub. Gerade der titelgebende Song "Hallo Hoffnung" ist so einer, der ordentlich Anschub gibt. Keine zu komplizierten musikalischen Eskapaden. Gerade das gibt die Chance, dass man ziemlich schnell, gut und sicher gemeinsam singen kann. Das Einfache ist an dieser Stelle genau das Richtige. Alles andere ist schon viel zu kompliziert. Kampflieder! Und Kampflieder von heute müssen auch die vermeintlich negativen Emotionen benennen, sie mitnehmen und sie in Antrieb umwandeln. Schaffen ZSK mit links(!!!).
Auf "Hallo Hoffnung" spannen ZSK einen großartigen Bogen von traurigen, hoffnungslosen Augenblicken zu den wütenden, hoffnungsvollen Gemütszuständen. Eine Platte wie ein gutes Gespräch mit einem Freundesmenschen, nach dem es einem trotz widriger Umsände wieder besser geht. Zwischendurch darf auch ein Trinklied nicht fehlen. "Die besten Lieder" trumpft mit so tiefgründigen Textzeilen wie "Wie schön, dass du hier bist, schade, dass du kein Bier bist" auf. Denn Pausen und Spaß muss man haben und machen. Zu verkrampft darf es nicht werden. Emopolitpunkrock vom Besten! Wie gut, dass Punkrock auf Schulbladen scheißt. Hören, Kraft schöpfen, auf die Straße und laut sein! Spaß macht das alles trotz allem ja doch auch. Es wird allerspätestens jetzt Zeit.