Plattenkritik

Zero Division - Through The Night

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 31.08.2010
Datum Review: 26.01.2011

Zero Division - Through The Night

 

 

Meine Glam Rock Erfahrungen beschränken sich auf wenige Lieder von MÖTLEY CRÜE und SLADE. Daher war ich sehr gespannt auf das, nach dem D.I.Y. Prinzip aufgenommenen, EP-Debüt des jungen Quintetts aus Bonn.
Den Sound bei selbst produzierten Platten zu kritisieren, finde ich immer etwas schwierig, da nicht jeder die notwendigen technischen Komponenten besitzt oder über das benötigte Wissen verfügt. Dann ist da noch die Frage des Geschmacks. Befriedigt der Sound also meinen Geschmack, eher leidlich. Er ist sehr „klinisch“, dabei wirken besonders die Gitarren drucklos, wie man es von diversen Pop-Produktionen der B-Liga gewöhnt ist, wie J. BIEDERMANN gewöhnt ist (dieser Vergleich betrifft nicht die Musik). Ich bevorzuge lieber eine „authentisch-dreckigen“ Sound. Aber das variiert nach Neigung, daher möchte ich das relativieren und mich auf ein einfaches „der Sound von ZERO DIVISION ist gut, wenn auch nicht umwerfend was Dynamik betrifft; kann also noch verbessert werden“ beschränken.
Diese Band will nach eigenen Angaben „ganz nach oben“ und das sieht man ihrem ambitionierten Artwork auch an. Ich finde den Papp-Schuber ansprechend und passend gestaltet: Knallige Farben unterstreichen das extravagante und, dem Genre entsprechendem, Poser-Image der Band. Sogar die Namen ihrer Alter Egos, wie Luke McLovin, passen gut in das Gesamtkonzept der Band.
Die Musik ist eingängig, für meinen Geschmack an manchen Stellen zu sehr. Doch wird es richtig öde? Nein, denn die Musiker in dieser Band wissen, wie man kurz vor diesem Punkt, an dem man als Zuhörer sich eher der Aussicht aus dem Fenster oder der Einkaufsliste widmet, irgendeine Finesse einbaut, die mich aufhorchen lässt. Das mag an ihrer Symbiose aus Rock und Nintendo-Geplänkel liegen, die mich wirklich anspricht, da die Keys bei ZERO DIVISION endlich mal nicht nur als flächendeckendes, unspektakuläres Etwas eingesetzt werden, sondern ihren eigenen Charme besitzen, der viel zu dem musikalischen Gewand von „Through The Night“ beiträgt. Der Lead-Gitarrist ist ein Knaller! Überhaupt mag ich das Arrangement der Songs, besonders im Bezug auf die Gitarrenarbeit. Die Refrains der acht Stücke sind immer so angelegt, dass sich die Melodie spätestens bei der zweiten Wiederholung innerhalb des Stücks einprägen. Dafür finde ich die Verse oft wenig ansprechend. Meine Favoriten sind der Titelsong „Through The Night“, das episch angehauchte (einen Tick zu lang dauernde) „Die Alone“, das hier als Bonustrack ausgezeichnet ist. „Children of The Void“ ist ebenfalls eine Rocknummer, die sich hören lassen kann und die mich bis zum Ende bei der Stange hielt. Weniger auffallend, wenn auch für mein Befinden gut durchdacht: „Deflektor“ und „Raon (Not On Me)“. Die restlichen Stücke sind nicht nach der Fasson „Fülle“ geraten, haben aber bis auf ein Lächeln hier und da keine Begeisterungs-Stürme meinerseits ausgelöst. Ich bin kein großer Freund der Stimme. Das liegt weniger an der Klangfarbe, sondern eher daran, dass sich Rufus Blake aus meiner Sicht stimmlich noch nicht ganz gefunden hat. Bei „Die Alone“ und auch bei „Supersonic Proven Grounds“ scheint er erpicht, alle seine stimmlichen Ressourcen zu nutzen, was ich nur unterstützen kann. Ansonsten dümpelt er meist im Bariton-Gewässer herum, dabei sind es gerade die leicht übertriebenen Nuancen in den beiden zuvor genannten Songs, die seine Stimme hier besonders und vor allem passend machen. Also mehr Mut sich gehen zu lassen. Diese Kritik ist keine Beleidigung, sondern soll soll eher aufmunternd wirken, ich hoffe, dass das auch so rüber gekommen ist.

ZERO DIVISION haben viel Potential, von dem sie einiges auf „Through The Night“ präsentieren, aber auch noch einige Baustellen, an denen noch zu arbeiten ist, bis sie „ganz oben“ angekommen sind, aber ich denke, sie sind auf einem guten Wege, denn die Songs sind bodenständig und auch mal etwas anderes, als das eher ermüdende, massenkompatible Geholze einiger ihrer Alterskollegen.

Tracklist:
Deflektor
Through The Night
Rain (Not On Me)
Frozen Heart
Children Of The Void
Dreamland
Supersonic Proving Grounds
Die Alone (Bonustrack)

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.