Die Co-Headliner Shows von Heaven Shall Burn und Parkway Drive wurden von Seiten der Veranstalter im Vorfeld bereits grossspurig als Tour Of The Year angekündigt. Ob dem wirklich so ist / war kann man mal dahingestellt lassen und das ganze als Marketing Blase abtun. Fakt ist jedoch, dass hier ein ganz heißes Eisen im Bereich „moderner Metal“ geschmiedet wurde. Wie heiß das Eisen tatsächlich ist zeigte sich bereits im Vorverkauf: Köln und Leipzig sind bereits ausverkauft und in München haben sich sage und schreibe über 5.000 Leute im Zenith versammelt um das Konzert zu besuchen. Selbiges wird wohl das größte Konzert der Tour werden. Mit im Paket sind weiterhin Carnifex sowie Northlane. Beide habe ich leider aufgrund anderer Verpflichtungen verpasst.
Um 20:20 Uhr legten Heaven Shall Burn als erste der beiden Co-Headliner los und zeigten sich von Anfang an in bester Spiellaune. Gleiches galt auch für die Moshlaune des Publikums: Voice Of The Voiceless, ein hochkarätiger Start-Song, wurde frenetisch gefeiert. In Sachen Bühnenaufbau und Show ließen sich Heaven Shall Burn ebenfalls nichts nachsagen: geboten wurde eine aufwändig gestaltete Bühne im Schrottplatz Look und natürlich die obligatorische Pyroshow samt Konfetti Regen. Der erste Part des HSB Sets bestand aus dem Edge of Sanity cover „Black Tears", dem sehr brachial gespielten Blastbeat Gewitter „Land Of The Upright Ones“, „The Omen“, „Combat“ und dem Parkway Drive Cover „Unrest“. Nach diesem Song gab es eine relativ kurze Pause in der die Bühne in Dunkelheit gehüllt wurde, danach kam der Song „Wild Eyes“.
Richtig erkannt, bei Wild Eyes handelt es sich ebenfalls um einen Parkway Drive Song, dieser wurde allerdings von den Australiern selbst gespielt. Soll heissen: Heaven Shall Burn und Parkway Drive nahmen den Begriff Co-Headliner beim Wort und wechselten sich während der Sets in Windeseile ab. Was auf den ersten Blick harmlos klingt, ist jedoch mit einem enormen logistischen Aufwand verbunden: zwei Backlines, zwei Mischpute et cetera. Ich zitiere den Tourmanager von Parkway Drive „diese Produktion bringt mich irgendwann um“. Das Publikum wurde selbstredend eiskalt überrascht und war aus dem Häuschen. Parkway Drive lieferten eine zu HSB vergleichbare Licht- und Effektshow ab und setzten in ihrem ersten Set primär auf sehr aggressive Nummern aus sämtlichen Alben der Bandkarriere: „Sleepwalker“, „Karma“, „Dream Run“ sowie „Idols and Anchors“. Auch Parkway Drive lieferten mit „The Weapon They Fear“ zum Ende ihres ersten Sets ein Heaven Shall Burn Cover.
Danach enterten wiederum in einem nahtlosen Übergang mit Backdrop Wechsel Heaven Shall Burn zum Intro von „Hunters Will Be Hunted“ die Bühne und platzierten im Folgenden einige Songs aus den früheren Jahren in ihre Setlist: „Counterweight“, „The Worlds in Me“ und „Tresspassing the Shores of your World“. Ein „Partisan“ von „In Battle There’s no law“ wäre das Zuckerhäubchen auf dieser Setlist gewesen. Das zweite HSB Set endete mit dem obligatorischen „Endzeit“ samt „Awoken“-Intro. Man kann getrost sagen, dass bei diesem Song die Luft in der Halle brannte: das Publikum feierte den Song mit einer riesigen Wall Of Death und schrie der Band die Lyrics in einer beeindruckenden Lautstärke entgegen.
Danach fand wieder ein Backdrop- und Bandwechsel statt: Parkway Drive betraten mit „Dark Days“ vom Album Atlas die Bühne und wurden wiederum mit viel Wohlwollen in der Halle aufgenommen. Das zweite Parkway Drive hatte es Song- und Stimmungsmässig in sich: zu „Deliver Me“ sprang gefühlt die gesamte Halle auf und ab währen die Sing-a-Longs zu „Home Is For The Heartless“ und dem Schlusssong „Carrion“ nicht nur beim Autor dieser Zeilen für Gänsehaut sorgten. Das war ganz grosses Kino!
Abschließend stellt sich natürlich die Frage: Tour Of The Year… ja oder nein? Im Bereich des modernen Metal auf jeden Fall und zwar ohne jeglichen Zweifel. Ich bin überzeugt, dass man sich auch noch in einigen Jahren über diese Konzerte unterhalten wird. Die Idee des fliegenden Übergangs zwischen Heaven Shall Burn und Parkway Drive war etwas neues, etwas besonderes und sorgte für einen abwechslungsreichen Abend mit Überraschungscharakter. Über die wenigen, kleineren technischen Probleme wie temporär nicht-funktionierende Flammenwerfer oder Soundaussetzer kann man angesichts der Komplexität der Gesamtproduktion locker hinwegsehen und die Schulnote 1 mit Stern vergeben: das war ein runder Abend mit tollen Setlists, einer herausragenden Stimmung und einem tollen Publikum in einer an sich schwierigen Halle. Gratulation an alle Beteiligten, der Erfolg ist zweifelsohne gerechtfertigt und verdient! Weiter so!