Kein Gesang, keine Vorband, kaum Ansagen. LONG DISTANCE CALLING sind auf Tour und machen Halt in Wiesbaden.
Bereits eine Woche vor dem Konzert vermeldet der Schlachthof in Wiesbaden – AUSVERKAUFT. Genau wie bei MARTERIA, der zeitgleich einige Meter entfernt im „großen“ Schlachthof spielt, sind bereits im Vorfeld alle Karten vergriffen und es gibt keine Abendkasse. Dementsprechend voll ist es auf dem Parkplatz vor dem Schlachthof-Areal.
Doch während die MARTERIA-Fans noch einige Zeit im Kalten, in einer nicht enden wollenden Schlange ausharren müssen, können die LONG DISTANCE CALLING-Fans beinahe ohne Verzögerung das „kleine“ Kesselhaus betreten.
Drinnen ist es mollig warm und obwohl der Abend ausverkauft ist, nicht überfüllt. Eine angenehme, bunte Mischung aus Jung und Alt, Klein und Groß, Auffallend und Zurückhaltend,… versammelt sich im Kesselhaus. Alle sind ruhig, kommen sich nicht in die Quere und freuen sich gemeinsam auf einen schönen Konzertabend.
Mit ihrem neuen Album „Boundless“ kehrten LONG DISTANCE CALLING erst in diesem Jahr wieder zu rein instrumentaler Musik zurück. Zuvor hatte die Band einige Ausflüge „mit Gesang“ unternommen. Als Grund für die „Rückkehr“ nannte Schlagzeuger Janosch Rathmer, „dass die Musiker sich mit dem Gesang doch nicht so wohl fühlten“, während Bassist Jan Hoffmann auch „rückläufige Zuschauerzahlen bei Konzerten sowie viele negative Kommentare in den Sozialen Netzwerken als Gründe für die Rückbesinnung auf Instrumentalmusik nannte“.
Belohnt wurden LONG DISTANCE CALLNG mit Chartplatzierung 24 und der damit zweithöchsten Chartplatzierung der Karriere.
Das Mikrofon wird an diesem Abend dementsprechend selten verwendet. Nach 15 Minuten richten LDC die ersten Worte in Richtung Publikum, die sich noch einige Male wiederholen sollen: „Danke“.
Viel mehr haben LONG DISTANCE CALLING an diesem Abend nicht zu berichten. Mal wird ein älterer Song angekündigt, mal sich artig bedankt, ansonsten kommt aber wenig. Männer der großen Worte sind LONG DISTANCE CALLING nicht. Männer mit guten Manieren jedoch schon.
Und auch in Sachen „Show“ geben sich die Münsteraner zurückhaltend. Hier und da wird die Faust geballt, der Zeigefinger gestreckt oder die „Pommesgabel“ gen Himmel gestreckt, den Rest übernimmt die unglaublich starke, wunderbar auf die Songs abgestimmte Lichtshow.
Die Musik von LONG DISTANCE CALLING zeichnet sich durch zahlreiche Wiederholungen und verhältnismäßig lange Stücke aus. Auch an diesem Abend. Sich immer wieder wiederholende Passagen versetzen Wiesbaden (im Zusammenspiel mit der Lichtshow) in Trance und machen den Gesang quasi überflüssig. Während den Songs zurückhaltend, zwischen den Songs enthusiastisch begegnet das Publikum den Gastgebern. Hier und da wird mitgeklatscht, mit genickt oder die Luftgitarre ausgepackt. Ansonsten lauschen die Wiesbadener gespannt.
Der starke Sound, wie die Lichtshow machen jegliche „Show“, Vorband und Gesang überflüssig.
LONG DISTANCE CALLING lassen bei ihrem rund 2 stündigem Konzert keine Wünsche offen.