13.02.2009: Chiodos, Sonny Moore - Wiesbaden - Schlachthof

13.02.2009
 

 


Freitag der 13. ist für viele ein gefürchteter Tag. Ein Tag an dem man seine Geldbörse verliert, an dem man sich mit seiner Freundin streitet, an dem es auf der Arbeit einfach schief laufen muss und an ein Tag an dem man am besten zu Hause bleibt und die Decke über den Kopf zieht. Auf jeden Fall kein guter Tag um auf ein Konzert zu gehen. Denn an diesem Tag wird alles schief laufen.

Besucherzahlmäßig läuft jedoch heute soweit schon mal alles bestens für die CHIODOS. Bereits vor Einlassbeginn hat sich eine lange Schlange vor dem Seiteneingang des Schlachthofes gebildet. Einige männliche Konzertbesucher hält es jedoch beim Anblick von SONNY MOORE, seines Zeichens Support und DJ des Abends, nicht mehr auf den Plätzen. Und so wird dem kleinen, zottelhaarigen Kerl zur nebenan gelegenen Bar hinterher gerannt und laut nach ihm gerufen. Den Rummel ist er scheinbar gewöhnt. Er nimmt's grinsend gelassen und scheut das Bad in der Menge nicht. Auch nicht als er später zu Beginn des Konzertes seine Position am Mischpult einnimmt. Unter dem Kurznamen SONNY versucht der knapp zwanzig Jahre alte Ex-Vocalist von „From First To Last“ seit kurzem die elektronisch orientierte Clubszene aufzumischen. Nichts lässt mehr vermuten, dass der kaum 1,70 cm große Kerl einst das angehimmelte Idol einer ganzen Jugendbewegung war. Die Emomatte ist einer schlechtgefärbten Zottelmähne gewichen, die Augen nicht mehr düster rot-schwarz geschminkt und das Outfit weniger klischeehaft. Schade nur, dass er heute einmal mehr nicht die Tracks seines Soloprojekts performt. Stattdessen gibt es einen soliden Mix der House-Electro Diskodauerbrenner. Aber auch elektronischer Aufmachungen von Songs wie „Umbrella“ oder „Killing In The Name“ bietet er gekonnt dar. Es dauert eine ganze Weile bis das Publikum bemerkt, dass das gespielte Set von SONNY stammt. Wirklich auffällig ist er aber auch nicht wie er hier in der hintersten Ecke die Regler dreht. Dafür ist schon jetzt vor der Bühne Bewegung im Spiel. Ein paar Halbstarke lassen es sich nicht nehmen ihre Hip-Hop Moves zu zeigen und präsentieren sich und ihr Können unter großem Beifall. Weniger Zuspruch gibt es hingegen für SONNY. In Berlin hatte man das zuvor klüger gelöst und SONNY nach CHIODOS spielen lassen. Als Aftershowparty DJ top, als Support „Band“ heute leider gefloppt.

CHIODOS aus Michigan zählen zwar schon mehr zu den "alten Hasen" der Emocore Szene, erfreuen sich aber noch immer großer Beliebtheit. Obgleich sie nicht zu einer der Stylerbands zählen die dieser Tage hunderte junge Musikbegeisterte auf ihre Shows ziehen. Sie zählen eher zu denjenigen dessen Songs jeder im Stillen zu Hause auf Platte oder doch wenigstens in digitaler Form besitzt, hört und liebt. Und nicht zu den Bands dessen Poster man sich an die Wand pappt, dessen T-Shirts mit man mit geschwollener Brust aller "ich-war-dabei" trägt oder von denen man unbedingt Autogramme bräuchte. Eben zu einer der Bands die sich irgendwo selbst treu geblieben sind. Genau so wie die Fans ihnen treu blieben. Und dies wird mit einem Auftritt der extra Klasse entlohnt. Wer den Vergleich zu den Shows in Köln oder anderen Städten anstellen kann, wird die Show in Wiesbaden bestimmt als eine der Besseren der Tour betiteln. Keiner im Publikum bleibt still stehen und Songs wie "A Letter From Janelle" oder "The Worlds Best Friend Become Redefined" werden ganz groß abgefeiert. Sänger Craig Owens hält es da natürlich nicht lange auf der Bühne. Er ist immer öfters im Publikum zu finden. Viel zu tun für das Team des Schlachthofes, das nur mit Mühe das Publikum von der Bühne fern halten kann welche zu niedrig scheint und über keinerlei Absperrung verfügt. Das Publikum hat in kürzester Zeit eh schon den halben Schlachthof in Besitz genommen und einige Konzertbesucher haben schon längst die Querverstrebungen über der Bühne erklommen. Die Stimmung ist mehr als nur ausgelassen. Wer jetzt noch ein trockenes T-Shirt trägt arbeitet entweder am Einlass oder befindet sich weit außerhalb des Geschehens vor der Bühne. Hier wird über 45 Minuten lang mitreißende Bühnenaction ausgelebt. Die Band ist kaum zu stoppen. Und das Publikum trägt sie buchstäblich auf Händen. Bei "Baby, You Wouldn't Last A Minute On The Creek" gibt es zum Schluss des Konzertes stimmliche Unterstützung durch SONNY MOORE. Er wirkt zwar neben Craig wie dessen niedlicher, kleiner Bruder beweist aber trotzdem das er das mit dem Singen bzw. Shouten noch nicht verlernt hat. Auch wenn er Craig's Stimme im Punkto „Schrill“ noch übertrifft. Und dieses Mal wird auch er mit Applaus überschüttet. CHIODOS und SONNY lassen sich auf ihrem letzten Konzert ihrer Deutschlandtour nochmal richtig feiern und haben sichtlich Freude an der Kommunikation mit ihren Fans.

Am Ende habe ging zwar wirklich fast besagte Geldbörse verloren, unglücklich war dieser Abend aber trotzdem keinesfalls. Ein tolles Konzert einer großartigen Band vor einem gut gelaunten Publikum. Bleibt zu hoffen, dass Japan, der nächste Halt ihrer Tour, sie auch so herzlich willkommen heißt. Falls nicht, in Deutschland hat man CHIODOS auch nach über zwei Jahren Auftrittspause keinesfalls vergessen und wird es wohl auch in Zukunft nicht.