Interview mit Ken

17.03.2010
 

 

Gespräch mit Aydo Abay (KEN, Ex-BLACKMAIL). Von Olivier

„Yes We Ken“ tönt sehr elektronisch. Das ist schon ein sehr weiter Schritt weg von dem, was ihr da zum Beispiel auf „Have A Nice Day“ mal gemacht hat: Das war schließlich noch ziemlich erdiger, „natürlicher“ Rock, wo alles sehr „echt“ und roh klang. Manchmal hat man den Eindruck, du würdest in einer ganz neuen Band spielen, was sowieso komisch erscheint, weil viele jetzt mit deinem BLACKMAIL-Abgang KEN als deine „neue“ Band sehen, obwohl es KEN ja schon recht lange gibt.

KEN ist ein Musikerkollektiv mit mir als Dirigent. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich die Platten immer sehr unterscheiden und auch in Zukunft unterscheiden werden, da es immer andere Musikerzusammenstellungen gegeben hat bzw. geben wird.

Da „Yes We Ken“ eben sehr elektronisch ist, und im Zusammenhang mit diesem Album ja oft die Rede von „deinem“ Album ist, muss die Frage fallen: Wer hatte in der Band die Hosen an? Sagst du an wie das alles zu klingen hat, oder geht es relativ demokratisch zu? Für mich klingt das Ganze ja sehr geplant, während ich mir bei euren alten Sachen schon eher vorstellen kann, dass da jeder seinen Teil beigetragen hat.

Wie gesagt: Ich bin ein Dirigent. Ich entscheide was mir gefällt, aber alle sind herzlichst eingeladen, ihre Ideen anzubringen. Haben sie auch alle kräftig gemacht und diese Platte ist das Resultat. Wie ich finde, ist da auch jeder einzelne ( mal mehr oder weniger ) heraushörbar.

„Yes We Ken“ – steckt da mehr als bloß ein Wortwitz bzw. eine Anspielung auf einen gewissen US-amerikanischen Präsidenten hinter? Gleiches frage ich mich in Bezug auf das Cover.

Die Platte heißt ja nur YES WE. Wir heißen KEN. Ich finde, wir dürfen das. Für mich ist diese Platte ja auch ein Neuanfang und eine Art Beweis meiner Berechtigung als Musiker und Künstler. Für mich ist es mehr als ein Witz. Aber Witz ist auch wichtig. Menschen die lachen, sind nicht gefährlich. Das ist gut. Auch wenn sich jetzt alle über den Titel aufregen. Sie dürfen und wir können. :-)



Du schreibst hin und wieder für das sehr eigene Blatt OPAK, oder hast es zumindest getan. Wie kam’s dazu? Und was hälst du von OPAK?

Björn von Sometree hat mich damals gefragt und für den mache ich fast alles. Ich finde das Magazin sehr gut und schätze vor allem seine offene Haltung. Die Artikel sind gut und lesbar. Es unterhält und steht für das was es ist ohne in intellektuelle Abgründe abzutauchen.

Generell würd mich dann auch interessieren – eben weil du da ja auch in gewisser Weise Anteil nimmst - wie deine Meinung zu Musikjournalismus allgemein heute ist. Was braucht dieses Feld? Was geht gar nicht? Oder ist eh alles dem Untergang geweilt?

Musikzeitungen sollen mich informieren. Mehr nicht. Mich interessiert es nicht mehr wie wer, wo, wann und unter welchen Umständen eine Platte aufgenommen hat. Es ist egal.

Auf eurer Coverplatte „I Am Thief“ habt ihr auf ziemlich, sagen wir interessante Weise PANTERA gecovert. Auch in Zusammenhang mit „Yes We Ken“, die ja stilistisch ziemlich heterogen ausgefallen ist, fragt man sich da doch: Was hört ihr/du so? Was beeinflusst euch/dich?

UltraMegaTechnobandiðStefán, Django Reinhardt, Greta Schloch und Mozart

Was kommt nach „Yes We Ken“; nachdem du alles, was du bei BLACKMAIL nach und nach anstautest, rausgehauen hast? Das ist jetzt zwar nur eine Mutmaßung, aber „Yes We Ken“ klingt so, als wäre was dran.

Wir nehmen grad eine Akustik-Platte auf mit einigen Songs von unserem bisherigen Schaffen. Da hab ich grad Lust zu und dann gehen wir die neue Platte an. Diese Akustik- Session soll uns inspirieren. Die nächste Platte wird vielleicht ruhig. Mit viel Orchester und DingDong. Da hätte ich zumindest große Lust drauf. Wir werden sehen.